{"id":73,"date":"2010-10-11T18:24:39","date_gmt":"2010-10-11T16:24:39","guid":{"rendered":"http:\/\/buergerliste-schierling.de\/3\/2010\/10\/11\/position-biogasanlage\/"},"modified":"2019-07-24T01:10:17","modified_gmt":"2019-07-23T23:10:17","slug":"position-biogasanlage","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/buergerliste-schierling.de\/2010\/10\/11\/position-biogasanlage\/","title":{"rendered":"Position Biogasanlage"},"content":{"rendered":"\n
Positionspapier: Biogasanlage<\/strong><\/p>\n\n\n\n Die Ausgangssituation<\/strong><\/p>\n\n\n\n Erneuerbare Energie<\/strong><\/p>\n\n\n\n F\u00fcr eine zukunftsf\u00e4hige Energieerzeugung ist die Einsparung von Energie die wichtigste \u201eEnergiequelle\u201c. Erneuerbare Energien k\u00f6nnen bei Erschlie\u00dfung der immensen Energieeinsparpotenziale einen wichtigen Beitrag zu einer Energieerzeugung ohne Atomkraft oder fossiler Energie leisten. Wer die Energiebereitstellung aus nachwachsenden Rohstoffen nur als Substitution f\u00fcr ungebremsten Energieverbrauch versteht, verkennt, dass nicht die Endlichkeit der Vorr\u00e4te an fossilen Brennstoffen das entscheidende Problem ist, sondern der weltweit steigende CO2<\/sub>\u2013Aussto\u00df mit den sch\u00e4dlichen Auswirkungen auf Klima und Umwelt.<\/p>\n\n\n\n Infolge einer in der Regel besseren CO2<\/sub>-Bilanz gegen\u00fcber den fossilen Energietr\u00e4gern ist die Energienutzung der Biomasse neben dem massiven Ausbau der regenerativen Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Geothermie alternativlos. Dabei kann Biogas aufgrund der vergleichsweise geringen Energieausbeute pro Fl\u00e4che gegen\u00fcber anderen regenerativen Energietr\u00e4gern langfristig nur eine untergeordnete Rolle einnehmen, so ist zum Beispiel der Energieertrag einer Photovoltaikanlage – bezogen auf die konsumierte Fl\u00e4che – mehr als 10x so hoch. Die Nutzung von Biomasse aus Landwirtschaft, Gr\u00fcn- und Biotoppflege muss \u00f6kologischen Kriterien entsprechen. Als Energietr\u00e4ger in Biogasanlagen sollten bevorzugt Abfall- Produkte f\u00fcr die energetische Nutzung verwendet werden.<\/p>\n\n\n\n Die Landwirtschaft – <\/strong>Sachlichkeit statt Neiddiskussion<\/strong><\/p>\n\n\n\n Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist ein dringliches Problem f\u00fcr den l\u00e4ndlichen Raum. Gab es in Bayern 1949 noch 391.000 landwirtschaftliche Betriebe \u00fcber zwei Hektar, so sind es heute nur noch rund 131.000. Im Landkreis Regensburg hat sich die Anzahl der Betriebe innerhalb der letzten 30 Jahre mehr als halbiert. Die Gr\u00f6\u00dfe der Betriebe hat im gleichem Ma\u00dfe zugenommen. Die Landwirtschaft befindet sich in einem tiefen Umbruch. Gro\u00dfen Erfolgen in der Produktivit\u00e4tssteigerung auf der einen Seite stehen Preisdumping, zahlreiche Betriebsaufgaben sowie \u00f6kologische Probleme gegen\u00fcber. Die gegenw\u00e4rtige Situation ist f\u00fcr die soziale Lage der landwirtschaftlichen Familien, f\u00fcr die Volkswirtschaft und f\u00fcr die Umwelt mit hohen Belastungen verbunden. Erl\u00f6se werden globalisiert; Kosten hingegen werden regionalisiert. Diese Entwicklung zieht \u00f6konomische und soziale Probleme mit sich. <\/p>\n\n\n\n Durch die langfristige wirtschaftliche Entwicklung ist die Landwirtschaft vom dominierenden Wirtschaftszweig zu einem \u00f6konomisch schwachen Sektor geworden. Analog zur produzierenden Industrie besteht ein Trend zur Modernisierung und zur Konzentration der Betriebe. Im Verlauf dieser Entwicklung ver\u00e4ndert sich zunehmend die Produktionsweise. Um dem \u00f6konomischen Druck Stand zu halten werden Landwirte zur Mechanisierung, zum Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide, zur maschinengerechten Vergr\u00f6\u00dferung der Feldschl\u00e4ge, zur Ausnutzung auch noch der letzten Produktionsreserven, zur Spezialisierung ihrer Produktion gedr\u00e4ngt.<\/p>\n\n\n\n Ein weiteres Problem sind die steigenden Preise f\u00fcr landwirtschaftliche Betriebsmittel bei sinkenden oder stagnierenden Erzeugerpreisen. Dies f\u00fchrt zu geringeren Betriebseinkommen. So bleiben den meisten Landwirten nur wenige M\u00f6glichkeiten, um wettbewerbsf\u00e4hig zu bleiben. Die Folge: Entweder sie geben ihren landwirtschaftlichen Betrieb auf oder sie steigern die Produktion. Die gro\u00dfe Zahl der Betriebsaufgaben ist Zeugnis einer existenziellen Not.<\/p>\n\n\n\n Durch den gravierenden Einkommensr\u00fcckgang pr\u00fcfen viele Landwirte, ob Biogaserzeugung ein lohnendes Gesch\u00e4ftsfeld sein kann. Aufgrund der hohen Investitionskosten, ist es f\u00fcr kleinere landwirtschaftliche Betriebe und solche, die mit Problemen des Fortbestehens zu k\u00e4mpfen haben, in der Regel keine M\u00f6glichkeit, ihr Unternehmen zu retten. Zunehmend werden durch Investoren Gro\u00dfanlagen gebaut. F\u00fcr Landwirte, die \u00fcber zu geringe finanzielle Mittel verf\u00fcgen eine eigene Biogasanlage zu errichten, bieten diese Anlagen die M\u00f6glichkeit Einkommen zu erwirtschaften, indem sie Rohstoffe an die Betreiber dieser Anlage liefern. Jedoch verringert sich dadurch die Wertsch\u00f6pfung der Landwirte. <\/p>\n\n\n\n Eine Alternative k\u00f6nnten regionale Zusammenschl\u00fcsse von Landwirten, die durch die Errichtung von Gemeinschaftsanlagen ihre Unabh\u00e4ngigkeit von externen Investoren bewahren, sein.<\/p>\n\n\n\n Die Kommune<\/strong><\/p>\n\n\n\n Biogasanlagen sind dezentrale Anlagen, so profitieren neben den Anlagenbetreibern auch die daran beteiligten Personen und die Kommune. In Zeiten sinkender Gewerbesteuereinnahmen sorgen Biogasanlagen f\u00fcr stabile und kalkulierbare Einnahmen. Durch die Einbindung regionaler Handwerker und Dienstleister bei Planung, Bau und Betrieb der Biogasanlagen bleibt Kapital, das andernfalls bei fossilen Energien ins Ausland wandert, in der Region und st\u00e4rkt dabei die Wirtschaft im l\u00e4ndlichen Raum. Regionales Handwerk bedeutet regionale Arbeitspl\u00e4tze, Gewerbesteuer und Kapital in der Region.<\/p>\n\n\n\n Die \u00f6ffentliche Akzeptanz<\/strong><\/p>\n\n\n\n Immer mehr Deutschen stinkt der Biogasboom. Die Anwohner f\u00fcrchten Verkehr, L\u00e4rm, Gestank und den Wertverlust ihrer Immobilien.<\/p>\n\n\n\n In den Mischgebieten auf den D\u00f6rfern sinkt zunehmend die Akzeptanz f\u00fcr die Landwirtschaft und das Misstrauen gegen die Biogasindustrie ist gro\u00df. Generell ist die Zustimmung f\u00fcr Biogasanlagen nur so lange gegeben, wie die Anlagen weit entfernt errichtet werden. Was Windparkbetreiber seit Jahren kennen, widerf\u00e4hrt jetzt auch den Biogasproduzenten und das Konfliktpotenzial w\u00e4chst. Bis 2020 soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent steigern. Strom und W\u00e4rme aus Biogas spielen bei diesem Konzept eine wichtige Rolle.\u00a0<\/p>\n\n\n\n Position der B\u00fcrgerliste<\/strong><\/p>\n\n\n\n Die B\u00fcrgerliste Schierling steht dem Thema Biogasanlage differenziert gegen\u00fcber. Die B\u00fcrgerliste erkennt die Notwendigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe nach weiteren Einnahmequellen. Den Potentialen f\u00fcr die Landwirtschaft stehen \u00f6kologische und soziale Risiken entgegen.<\/p>\n\n\n\n Im Energiepflanzenanbau dominieren nach wie vor ertragreiche Arten, die die Landwirte kennen und f\u00fcr die sie \u00fcber die Erntetechnik verf\u00fcgen und die ggf. noch anderweitig im Betrieb genutzt werden k\u00f6nnen. Wegen der massiven Auswirkungen f\u00fcr die nachhaltige Bodenfruchtbarkeit, von Erosionsproblemen und einer merklichen Minderung der Artenvielfalt in der Agrar- und Auenlandschaft, ist aus unserer Sicht die einseitige Ausrichtung auf Mais als Substrat problematisch. Insbesondere in den \u00dcberschwemmungsgebieten in der Aue sind diese Umst\u00e4nde nicht hinnehmbar. <\/p>\n\n\n\n Es ist zu erwarten, dass sich der Trend zum Maisanbau auch in Schierling fortsetzt, wenn administrativ nicht gegengesteuert wird. Auch wenn der potentielle Betreiber versichert hat, die Verwendung von Mais auf 30% des verwendeten Substrates zu beschr\u00e4nken und auf den Anbau von gentechnisch ver\u00e4ndertem Material zu verzichten, fordern wir eine rechtlich verbindliche Grundlagen zu schaffen, um die Kriterien f\u00fcr einen umweltvertr\u00e4glichen Energiepflanzenanbau festzulegen. <\/p>\n\n\n\n Nachwachsende Rohstoffe bieten Potenziale, die Vielfalt unserer Agrarlandschaft zu erweitern und die \u00fcberwiegend engen landwirtschaftlichen Fruchtfolgen aufzulockern. Die Palette der Energie- und Rohstoffpflanzen ist gro\u00df.<\/p>\n\n\n\n Abwechslungsreiche Fruchtfolgen bieten viele Vorteile: <\/p>\n\n\n\n Die oft ge\u00e4u\u00dferte Behauptung, dass privilegierte (b\u00e4uerliche) Anlagen weniger Risiken aufweisen, wird von der B\u00fcrgerliste nicht geteilt. Ein Bioreaktor ist kein Feierabendhobby; er bedarf der st\u00e4ndigen Aufsicht. Qualifiziertes Fachpersonal und standardisierte Wartungspl\u00e4ne k\u00f6nnen nur von erfahrenen Betreibern bereit gestellt werden. Die negativen Auswirkungen auf die Fruchtfolge entsprechen den der industriellen Anlagen.<\/p>\n\n\n\n Gras w\u00e4chst nicht schneller wenn man daran zieht. Die oft ge\u00e4u\u00dferte Bef\u00fcrchtung, dass das gesamte Verkehrsaufkommen durch eine Biogasanlage steigt – es wird von j\u00e4hrlich 7000 zus\u00e4tzlichen Fahrten, die zudem von immer gr\u00f6\u00dferen Schleppern durchgef\u00fchrt werden, gesprochen – wird von der B\u00fcrgerliste nicht geteilt.<\/p>\n\n\n\n Bei den landwirtschaftlichen Verkehren handelt es sich nicht um Neuverkehre, da keine neuen Anbaufl\u00e4chen hinzukommen und im Schierlinger Raum durchaus bereits jetzt eine intensive Landwirtschaft betrieben wird. Die Rohstoffe werden auf den Fl\u00e4chen produziert, auf denen die Landwirtschaft sonst andere Produkte anbauen w\u00fcrde. Das integrale Verkehrsaufkommen wird daher kaum beeinflusst. Allerdings werden durch eine Biogasanlage die Verkehrsstr\u00f6me auf das Gebiet der Biogasanlage zentriert, d.h. auf den direkten Anfahrtswegen wird das Verkehrsaufkommen merklich steigen.<\/p>\n\n\n\n Die Argumentation, dass in den Wohngebieten Antonileitn und Markstein der landwirtschaftliche Verzehr zunehmen solle, teilt die B\u00fcrgerlist nicht.<\/p>\n\n\n\n Um die \u00f6kologischen Risiken zu minimieren pl\u00e4diert die B\u00fcrgerliste f\u00fcr <\/p>\n\n\n\n Im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung w\u00fcrde die B\u00fcrgerliste jedoch die Beteiligung der Schierlinger Landwirte oder des Kommunalunternehmens an der Betreibergesellschaft begr\u00fc\u00dfen. Der alleinige Betrieb der Anlage durch institutionelle Anleger wird als problematisch betrachtet, da die regionalen Belange sowie die regionale Wertsch\u00f6pfung dem wirtschaftlichen Erfolg des Betreibers untergeordnet werden.<\/p>\n\n\n\n Die B\u00fcrgerliste lehnt eine Biogasanlage in Schierling, sofern unsere Auflagen ber\u00fccksichtigt werden, nicht kategorisch ab. Dennoch sieht die B\u00fcrgerliste eine stetig sinkende Akzeptanz f\u00fcr eine Biogasanlage in der B\u00fcrgerschaft der Gemeinde Schierling. Die B\u00fcrgerliste ist angetreten den B\u00fcrgerwillen in der Marktgemeinde zu vertreten. Daher pl\u00e4dieren wir, dass die Entscheidung, ob eine Biogasanlage in Schierling gebaut werden soll, in einem Ratsbegehren (also von der B\u00fcrgerschaft direkt) entschieden werden soll.<\/p>\n\n\n\n Die B\u00fcrgerliste wird sich daf\u00fcr einsetzen, dass in einer zweiten Frage auch unsere \u00f6kologischen Forderungen zur Abstimmung gebracht werden.<\/p>\n\n\n\n Ein Kompromiss ist nur dann gerecht, brauchbar und dauerhaft, wenn alle Parteien damit gleich unzufrieden sind. (Henry Kissinger (*1923), amerik. Politiker, 1973 Friedensnobelpr.)<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Positionspapier: Biogasanlage Die Ausgangssituation Erneuerbare Energie F\u00fcr eine zukunftsf\u00e4hige Energieerzeugung ist die Einsparung von Energie die wichtigste \u201eEnergiequelle\u201c. Erneuerbare Energien k\u00f6nnen bei Erschlie\u00dfung der immensen Energieeinsparpotenziale einen wichtigen Beitrag zu einer Energieerzeugung ohne Atomkraft oder fossiler Energie leisten. 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