BLLV verabschiedet Resolution gegen Mittelschule

BLLV verabschiedet Resolution gegen Mittelschule

Kabinettsbeschluss sorgt für großen Unmut / Landesvorstand fordert Staatsregierung geschlossen dazu auf, schulartübergreifende RSE- Anträge zu erlauben

München, 09.07.2009

Der Kabinettsbeschluss zur Mittelschule hat im Landesvorstand des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) heftigen Widderstand ausgelöst. Das Gremium verabschiedete gestern eine Resolution in der das Vorhaben des Kultusministeriums als „kosmetische Korrektur“ bezeichnet wird. „Wir fordern die Staatsregierung erneut mit allem Nachdruck auf, die Anträge der zahlreichen Gemeinden, die ein tragfähiges pädagogisches und schulorganisatorisches Konzept entwickelt haben, zum Schuljahr 2010/2011 zu genehmigen, auch wenn sie schulartübergreifend sind. Das irrationale Festhalten an der Schulstruktur beschneidet die Bildungschancen der Kinder und schadet den Gemeinden“, heißt es in dem einstimmig verabschiedeten Papier.

Bisher habe keiner der zahlreichen Reformversuche dazu geführt, den dramatischen Schülerschwund und das massenhafte Schülersterben bayerischer Hauptschulen zu verhindern. Vielmehr hätten die Übertritte in Realschulen und Gymnasien gerade in den vergangenen fünf Jahren drastisch zugenommen. „Der vorliegende Kabinettsbeschluss zur Mittelschule ist aus Sicht des BLLV ein problematischer Versuch, die Hauptschule attraktiver zu machen.“

Neue Schulgründungen seien die falsche Antwort auf die demografische Entwicklung. In spätestens zehn Jahren werden an allen Schularten die Schülerzahlen sinken. Die Aufsplitterung der Schüler werde nur noch extremer, heißt es in der Resolution weiter. Der BLLV ist der tiefen Überzeugung, „dass mit einer weiteren Differenzierung der Hauptschule die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht bewältigt werden können.“ Dringend erforderlich seien integrative Modelle und eine längere gemeinsame Schulzeit.

„Mittelschulen und Schulverbünde können die Probleme des demografischen Wandels und des Schulsterbens nicht lösen. Im Gegenteil, es werden viele neue geschaffen: Mittelschulen führen zu einer Beschleunigung des Schulsterbens, weil sie große Schulstandorte mit einer Mindestgröße von 300 bis 400 Schülern besser ausstatten als kleine. Dies führt zu einem nicht akzeptablen Konkurrenzkampf zwischen verschiedenen Hauptschulen“, erklärte BLLV-Präsident Klaus Wenzel.

Auch in dem freiwilligen Zusammenschluss von Hauptschulen zu Schulverbünden sieht der BLLV- Landesvorstand keine geeignete Lösung, „da er organisatorisch an den meisten Schulstandorten nicht realisierbar ist und die Gemeinden in eine äußerst schwierige Konkurrenzsituation bringt.“ Außerdem sei das Modell mit erheblichen Fahrwegen und Kosten verbunden und zerstöre die innere Einheit der Schule.

„Wir rechnen damit, dass jede größere Kommune eine Mittelschule haben will. Das wird dazu führen, dass hunderte kleine Schulstandorte keine Wettbewerbschance haben und von der Landkarte verschwinden“, erklärte der BLLV-Präsident. Außerdem sei damit zu rechnen, dass Eltern von Schülern an kleineren Hauptschulen versuchen werden, ihre Kinder in die Mittelschule mit breiteren Förderangeboten zu schicken. „Auch das beschleunigt das Schulsterben der kleinen Hauptschulen.“

Die Folge ist die Entschulung des ländlichen Raumes mit katastrophalen Folgen für die betroffenen Gemeinden und erheblichen Nachteilen für die Schüler, die weite Wege in Kauf nehmen müssen und sich in großen und anonymen Schulen wiederfinden. Wenzel: „Die Alternative kann nur in der Regionalen Schulentwicklung (RSE) liegen – ohne dogmatisches Festhalten an der überkommenen Sortiermentalität. Im Kern geht es um den Erhalt attraktiver und wohnortnaher Schuleinheiten mit dem Angebot höherer Abschlüsse, insbesondere dem Realschulabschluss sowie die Abkehr von der frühzeitigen Aufteilung der Schüler.

RSE erhält Schulstandorte und erlaubt eine optimale Förderung aller Schüler. Sie lässt eine Höherqualifizierung aller Schüler zu, ohne unerträglichen Übertrittsdruck, ohne Entschulung des ländlichen Raums und ohne schulische Ghettobildung in den Städten.“

Die Resolution ist nachzulesen unter www.bllv.de