15 Jahre nach der Zukunftskonferenz
15 Jahre nach der Zukunftskonferenz (Satire)
Wir schreiben das Jahr 2025, genau 15 Jahre nach der fulminanten ‚Zukunftskonferenz’. Der Bürgermeister ist noch im Dornröschenschlaf, den ihm vor 15 Jahren eine niederbayrische Image-Beratungsagentur empfohlen hat. Das mit den zwischendurch angefallenen Kommunalwahlen war kein Problem. In Schierling wird sowieso immer der Kandidat der CSU gewählt.
Ich fahre also auf meinem Rad’l ins Schierlinger Zentrum. Endlich können Radfahrer sich hier ungefährdet fortbewegen. Eine Forderung die Splitterparteien schon vor zig Jahren stellten wurde endlich wahr. Es gibt ausgewiesene Radwege und kaum Verkehr. Nur die Anwohner und der Öko-Strombetriebenen Bürgerbus sind hier unterwegs. Der bringt uns übrigens auch Ruckzuck über die B15 neu nach Regensburg. Z.B. in 20 Minuten zum Uniklinikum. .
Vor der alten Brauerei halte ich an. Dieses imposante Gebäude, welches seit über einem Jahrhundert das Ortsbild prägt. Zum Glück fiel es nicht dem Parkplatzwahn zum Opfer, sondern konnte einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Es ist jetzt eine Kulturstätte, Übungsräume, Bibliothek, Heimatmuseum. In der Kunstausstellung betrachte ich Bilder von van Gohl oder so ähnlich. Der Künstler selbst sitzt grad im Cafe Napoli und trinkt Weißbier, gebraut in China. Unseren Brauereien hat 2018 die EU den Garaus gemacht. Einige gibt’s noch, aber es wird kein Bier mehr gebraut. Es sind Brau-Welten, um den späteren Generationen zu hinterlassen wie es mal war – das Bierbrauen
Ich radle zum Hundsmarkt hinter. Vorm ältesten Schulhaus Deutschlands fotografieren gerade ein paar japanische Touristen. Drinnen findet historischer Unterricht statt. Ein Japaner schüttelt den Kopf, er glaubt jetzt zu wissen warum Deutschland bei PISA immer letzter ist. Er hätte auch hineingehen können, ins Schulhaus. Japaner sind kleiner, der stößt sich nicht am Türrahmen.
Unten neben dem energetisch auf höchstem Standard renovierten Rathaus sind die Jungs von der inzwischen vollkommen überalteten Bürgerliste grad dabei eine Bühne für das erstmals 2008 veranstaltete ‚Rock zieht an’-Festival aufzubauen. In dem Alter wo einem Rücken und Ischias plagen kein leichtes Unterfangen mehr. Es werden hunderte Besucher aus dem benachbarten Pflegeheim erwartet. Aber auch diesmal können sie sich keine teure Band leisten. ‚Wollen wir auch gar nicht’ behauptet der Vorsitzende Walter P. ‚wir werfen kein Geld für irgendwelche teuren Bands aus dem Fenster. Auch wenn es dafür Zuschüsse gäbe.
Letztendlich sind das auch Steuergelder. Wir wollen Schierlinger Bands eine Plattform bieten.
Das Rathaus und alle anderen öffentlichen Gebäude werden inzwischen übrigens von einem Biomasseheizkraftwerk versorgt. Dieses betreiben die Landwirte.
Vorbei am Schierlinger Schloss, welches letztes Jahr eine neue Plane bekam, mache ich mich am, aus seinem Betonkorsett befreiten, Allersdorfer Bach entlang auf in Richtung Muna-Land. Auf dem Weg dorthin treffe ich die Mitglieder einer Bürgerinitiative. Sie ketten sich gerade am Gleis fest. Sie befürchten eine Zunahme des Verkehrs durch die Muna-Land.Besucher. Kurz darauf kommt mir ein Kampfmittelräumkommando entgegen. Beim Erstellen für das Fundament der Abschussrampe des Muna-Space-Shuttle wurden Gelb-Kreuz-Ampullen gefunden. Auf meinem i-POD lade ich mir schnell Schierling-TV: ‚alles Kleinigkeiten die man aus dem weg räumen kann’, heißt es. ‚Es ist keine Rückabwicklung seitens des Investors geplant’. Ich bin beruhigt und radle zum Napoli. Da sitzt immer noch der Prof aus A. mit seinem Weißbier aus China….