Ortsgestaltung Schierling
Auf halbem Weg stehen geblieben
In der Bauausschusssitzung am 4. Dezember 2019 wurden Sitzbänke für die Möblierung im öffentlichen Raum beschafft. Dieser Beschluss ist deshalb bemerkenswert, weil hier ein längst überfälliger Schritt zur Verbesserung der Wohnqualität im öffentlichen Raum gemacht wurde. Die letzte städtebauliche Maßnahme mit der Um- und Neugestaltung des Ortskerns und der Ortsdurchfahrt brachte durchaus eine Verbesserung des bis dahin lieblosen Zustandes.
Aber eine Ortsgestaltung dessen Schwerpunkt Pflasterwüsten sind aber keine Wohnumfeldverbesserung einbezieht, ist wie der Einzug in eine Wohnung ohne Möbel. Bestes Beispiel ist die Neugestaltung des östlichen Rathausplatzes, der sich durch das Fehlen von Natur und Grün auszeichnet. Zwar können die beiden Lokale nun ihre Freisitze aufstellen und es entsteht im Sommer ein mediterranes Ambiente. Doch die Gäste sehen sich umlagert mit Parkplätzen, die einfach nicht dort hingehören und mit Lärm des unglaublich heftigen Durchgangsverkehrs auf der Staatstraße. Dieser Platz muss unbedingt als belebender und beliebter Aufenthaltsraum den Bürger vorbehalten bleiben. Mittelpunkt dieses Raumes muss das Element Wasser sein. Ein Brunnen oder ein Wasserlauf entlang der Straßencafés ist eine Mindestvoraussetzung und sollte ein Muss für die Gemeinde sein, die immer den Anspruch einer „Vorzeigegemeinde“ erhebt.
Der westliche Rathausplatz beim Bräustüberl hat zwar einen Biergarten mit Bäumen, jedoch ist auch diese Pflasterwüste mit parkenden Autos belegt und hat den Charme eines Parkhausdecks. Den Gänshängerbrunnen, der zwar originell aber nicht unbedingt etwas mit Brunnen zu tun hat, hat man hierher verbannt. Weil er als einziger Springbrunnen ja irgendwo hinmuss. Aber es fehlt auch hier wegen der fehlenden Möbel eine Möglichkeit sich dort aufzuhalten.
Es ist erfreulich, dass im Bereich der Altenheime ein Aufenthaltsraum und Treffpunkt der dortigen Bewohner von der Gemeinde geschaffen wird. Die Planung, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Naturelemente einzubeziehen, ist gut. Sie ist im Zentrum des Platzes und Mittelpunkt der Begegnung. Leider hat man die Anregung der Bürgerliste, das Element Wasser mit einzubeziehen, letztlich nicht aufgegriffen. So wird ein beruhigender Wasserlauf fehlen.
Kunst ist ohnehin ein unbekannter Faktor sowohl in der aktuellen Gemeindepolitik wie im Ort Schierling selbst. In den Haushalten der Gemeinde findet sich seit mindestens 12 Jahren hierfür kein Ausgabeposten. Ein von der Bürgerliste beantragter Brunnen in der Denglerkurve wurde nie gebaut, dabei wäre der relativ günstige Springbrunnen ein belebendes Element in diesem Bereich. Dort, wo im Sommer die Eisdiele ist, könnten die Kinder mit dem Nass spielen und sich aufhalten. Zudem wäre er ein zusätzlicher Schutz vor dem Verkehr in der Kurve. Die Infrastruktur für den Brunnen wurde vor Jahren bereits hergestellt. Was fehlt ist der Wille.
Der neugeschaffene Pindlpark verfehlt seinen Zweck. Er zeichnet sich dadurch aus, dass ihn niemand als Aufenthaltsraum erkennt und nutzt. Er wurde einfach als Grün, mit den vorhandenen Baumsorten, konzipiert. Nur mehrere Bänke und ein Denkmal reinzusetzen ist lieb- und phantasielos. Was lockt einen Bürger in diesen Park außer, dass er den enormen Durchgangsverkehr beobachten kann. Wie es geht, kann man zum Beispiel in Cochem sehen:
Überhaupt die Ortsdurchfahrt. Es ist gängige Praxis jeder Gemeinde den Verkehr aus dem Ort herauszuhalten. Nicht so in Schierling. Mit der unlogischen Ansiedlung eines Discounters im Herzen des Ortes anstatt an der Peripherie, hat man ein Verkehrschaos im Zentrum erst geschaffen. Schierling hat mit der Südumgehung, die sich sehr freuen dürfte, wenn mal ein Fahrzeug auf ihr fährt, eine ausgezeichnete Möglichkeit den überregionalen Verkehr aus dem Ort zu verbannen. Dazu müsste die Ortsdurchfahrt für KFZ einfach unattraktiv gemacht werden. Dies gelingt ganz simpel mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen, der Sperrung für LKW und einer Abstufung der Staatsstraße in der Ortsdurchfahrt. Die Ausrede der Straßenbaulast, zählt nicht wirklich. Die Ortsdurchfahrt ist nun in einem hervorragenden Zustand und kann übernommen werden und die Gemeinde wäre Herr des Handelns im eigenen Haus.
Als gelungen kann man dagegen am Sportplatz die beiden Holzbrücken über die Laber bezeichnen. Hier hat man eine Brückenform gewählt, die angemessen ist und sich wunderbar in die Flusslandschaft reinduckt. Der daneben liegende Laber-Beach wird von den Jungen dankbar angenommen.
Es sollte die Aufgabe des Gemeinderats sein, das Haus „Schierling“ endlich mit Möbeln und Kunst zu beleben. Besonders die „Gute Stube“ um das Rathaus hat Potenzial mehr zu sein als nur Parkraum. Mit dem Neubau des Rathauses, wenn es den unbedingt an dieser Stelle sein muss, kann hier ein markanter Wohlfühlbereich für die Bürger werden.
Die Bürgerliste ist Garant dieses Ziel zu verfolgen und immer wieder anzumahnen.