Pressemitteilung des Regensburger Kuriers vom 1. April 2023

Seltene Erden in der Oberen Au
Sensationelle Entdeckung

Schierling (ARC). Was als Routineuntersuchung des Bund Naturschutz in der Oberen Au gedacht war, führte zur vermutlich größten Entdeckung von Bodenschätzen im Grenzbereich Oberpfalz/Niederbayern. Um die Biotope im Verlauf der Laber miteinander zu einem Öko-Gürtel zu verbinden, erhoffte sich die Ortsgruppe des Bund Naturschutz von den Bodenproben Erkenntnisse über den Säuregehalt und die Eutrophierung des Bodens. Was aber im Labor stattdessen rauskam, wollte man zuerst nicht glauben, aber auch die Vergleichsproben bestätigte das Ergebnis. Es wurden Yttrium, Scandium, Terbium, Neodym, Erbium, Promethium im hohen Maß und Gandolfium, Holmium, Arconitum, Batz und Lättn in immer noch ungewöhnlich hoher Konzentration gefunden.

Also ein Großteil jener Seltenen Erden, die in geringer Konzentration in einigen unzugänglichen Gebieten der Erde vorkommen und teils unter schwierigsten Verhältnissen abgebaut werden müssen. Da es nur drei Proben waren, wurden zusätzliche Bodenproben bis nach Laberberg gezogen. Das Ergebnis bestätigte die Ergebnisse und die Geologen konnten es kaum fassen: Das Vorkommen erstreckt sich von der B15 neu bis Langquaid und scheint eine Anomalie beim Rückzug der Gletscher in der vorletzten Eiszeit zu sein. Damit ist es zwar nicht so groß und ergiebig wie der Sensationsfund in Norwegen, aber dafür kann man in Schierling die Seltenen Erden im Tagebau fördern; in Norwegen liegen sie schwer zugänglich am Meeresboden.
Die Regierungen der Oberpfalz und Niederbayerns haben nun im Auftrag der Staatsregierung das Gebiet mit einer sofortigen Veränderungssperre belegt und führen eigene, gründlichere, von der EU geförderte, Untersuchungen durch. Sollte sich jedoch das Vorkommen bestätigen, käme dies einer Sensation gleich. Es wären mehrere Milliarden Tonnen wertvollster Rohstoffe und das mitten im energie-intoleranten Bayern. Der Nutzen für die E-Mobilität und bei den Chipherstellern wäre gewaltig. Zudem würden die Preise für Batterien und Handies spürbar fallen und die Abhängigkeit von China wäre Geschichte.
Das Rathaus reagierte mit der Erkenntnis, dass die geplante Erweiterung Schierlings im Rahmen der Bauleitplanung komplett hinfällig sei. Statt einem, in der Bevölkerung sehr umstrittenen, Gewerbegebiet in der MUNA müsse das komplette Areal als Abbaugebiet für Bodenschätze eingestuft werden. Die Ausgleichsflächen in der MUNA wären dann auch nicht zu halten. Allerdings würde eine kommerzielle Förderung der Seltenen Erden unfassbar viel Gewerbesteuer in die Gemeindekasse spülen, wodurch jeder Ortsteil, auch Kolbing, ein eigenes Gemeindehaus bekäme. Seit Tagen jagt eine Klausur im Rathaus die nächste Fraktionsführerbesprechung.
Stellungnahmen der Parteien liegen noch nicht vor. Lediglich die Freien Wähler würden die CSU wie immer bei jeder Entscheidung unterstützen, meinte ein Gemeinderat unter vorgehaltener Hand. Die Bürgerliste, sagte uns ein Insider, will sofort die Auflösung des Planungsverbands mit Langquaid aufkündigen, denn dort sei geregelt, dass man die Gewerbesteuer mit Langquaid teilen müsse; soweit dürfe es jedoch nicht kommen. Ein Vertreter des mittelliberalen Flügels der Bürgerliste, wollte diese Aussage nicht unterschreiben, da der Titel Verbandsrat „was habe“. Die CSU-Fraktion habe noch keine eigene Meinung, da sie der Bürgermeister noch nicht vorgegeben habe. Der Sprecher des SPD war nicht zu erreichen, zumal es nicht zu recherchieren war, wer das überhaupt wäre.
Vermutlich will man sich wegen der schwerwiegenden Umwelteingriffe nicht zu früh festlegen. Der BN hat jedoch schon darauf hingewiesen, dass in der Au auch seltene Tiere, wie der rotbauchige Schuhsalamander, und Pflanzen, wie die blaue Bärwurzdestillate, vorkommen. Durch den Abbau der Bodenschätze, wären diese für immer verloren. Allerdings sei der BN in einem echten Dilemma. Seltene Erden seien unverzichtbar für die Energiewende und damit Basis für eine bessere Umwelt, andererseits verliere die Natur weiterhin an Diversität. „Der Brachvogel würde wohl kaum neben einem Klärbecken für Molybdän niesten“, meinte der stellv. Vorsitzende.
Viele zusätzliche Arbeitsplätze, Erweiterung des Schienenverkehrs zum Transport der Bodenschätze, Aufstieg des Ortes zum Mittelzentrum, zusätzliche Wohngebiete für die Arbeiter, Bau von weiteren Kindergärten und -horten und Ausbau der Schule sind Fragen, die seit Tagen die Behörden an einem eigens dafür geschaffenen runden Tisch beschäftigen. Einzig Langquaid sieht den Tagebau skeptisch. „Vor Jahren wollten uns die Schierlinger wegen eines geplanten Hafens fluten und jetzt machen sie ein Garzweiler aus uns“, meinte der Wirtschaftsreferent, „aber ohne uns“.
Wegen der unglaublichen Entwicklung haben wir unsere investigative Lokalredaktion aufgestockt und werden sie umfassend über die weitere Entwicklung informieren. Morgen, am 2. April, lesen sie in der Wochenendausgabe das Neueste zum Thema.