Roswithas vergeblicher Versuch einen Wirtshaustermin zu bekommen
Zu Antoni dem Tyrannen
stieg Rosi dem Dolche im Gewande
„Was wolltest du mit dem Dolche sprich“
entgegnet ihr finster der Wüterich
Ich wollt das Dorf vom Tyrannen befreien
Hat der Vater die Tochter nun verstoßen?
Reitet sie am Schimmel mit dem Froschkönig?
Mitnichten! Sie reitet den Froschkönig auf dem Schimmel
Ich bin, spricht Rosi, zu sterben bereit, doch laßt mich von den Bäbäs befreit
Und bitte nicht um mein Leben, doch vor dem Tod würde ich gerne einen Heben
Doch willst du Gnade mir geben,
Ich flehe dich um drey Tage Zeit,
Bis ich das Dorf von den Bäbäs gefreit,
Ich lasse den Hasi dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen
Da lächelt der Doni mit arger List,
Und spricht nach kurzem Bedenken:
Drey Tage will ich dir schenken.
Doch wisse, unwürdige Tochter! Wenn sie verstrichen die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,
So muß er statt deiner erblassen,
Doch dir ist die Strafe erlassen.
Und sie kommt zum Hasi: „der Vater gebeut,
Daß ich am Kreutz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben,
Doch will er mir gönnen drey Tage Zeit,
Bis ich Zaitzkofen der BäBä-Anlage gefreit,
So bleib du dem Wirt zum Pfande,
Bis ich komme, zu lösen die Bande.
Und schweigend umarmt sie der treue Freund,
Und liefert sich aus dem Tyrannen,
Die andere ziehet von dannen.
Und ehe das dritte Morgenroth scheint,
Hat sie schnell mit der Bürgerliste die Bäbäfeinde vereint,
Eilt heim mit sorgender Seele,
Damit sie die Frist nicht verfehle.
Da gießt unendlicher Regen herab,
Von der Napoleoshöhe stürzen die Quellen,
Und die Bäche, des Froschkönigs Gemächt schwellen.
Und sie kommt an’s Ufer mit wanderndem Stab,
Da reisset die Schierlinger Brücke der Strudel hinab,
Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.
Und trostlos irrt Rosi an der Labers Rand,
Wie weit sie auch spähet und blicket
Und die Stimme, die rufende, schicket;
Da stößet keine Vespa vom sichern Strand,
Der sie setze an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Deggenbach wird zum Meere.
Da sinkt sie ans Ufer und weint und fleht,
Die Hände zum Pedolzky erhoben:
O hemme des Deggenbaches Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne und wenn sie niedergeht,
Und ich kann Zaitzkofen nicht erreichen,
So muß der Freund mir erbleichen.
Doch wachsend erneut sich des Stromes Wuth,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet,
Da treibet die Angst sie da fasst sie sich Muth
Und wirft sich hinein in die brausende Flut,
Und theilt mit schwachen Armen
Den Deggenbach, und ein Rudolfo Aconitum hat Erbarmen.
Und gewinnt das Ufer und eilet fort,
Und danket dem rettenden Gotte(quasi mir),
Da stürzet die raubende Bäbä-Rotte
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihr sperrend, und schnaubet Mord
Und hemmet der Wanderins Eile
Mit drohend geschwungener Keule.
Was wollt ihr? ruft sie für Schrecken bleich,
Ich habe nichts als meinen Minicooper, meinen Investmentfond und mein Leben,
Das muß ich dem Brückl Toni geben!
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:
Um des Hasis Willen erbarmet euch!
Und drey Bäbäs, mit gewaltigen Streichen,
Erlegt sie, die andern entweichen.
Und die Sonne versendet glühenden Brand
Und von der unendlichen Mühe
Ermattet sinken die geilen Knie:
O hast du mich gnädig aus Bäbäeshand,
Aus dem Deggenbach mich gerettet ans Bäbä freie Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!
Und horch! da sprudelt es silberhell
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält sie zu lauschen,
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor nicht Gregor, nein ein lebendiger Quell,
Und freudig bückt sie sich nieder,
Und erfrischet die brennenden Glieder.
Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün,
Und mahlt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten,
Und zwey Bäbäs sieht sie die Straße ziehen,
Will eilenden Laufes vorüber fliehen,
Da hört sie die Worte sie sagen:
Jetzt wird sie an die Biogasanlage geschlagen.
Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Sie jagt der Sorge Qualen,
Da schimmern in Abendroths Strahlen
Von ferne die Zinnen von Zaitzkofen
Und entgegen kommt ihr Edi, flugs aus dem Alkoven
Des Hauses redlicher Hüter,
Der erkennet entsetzt die Gebieterin:
Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet’ er
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,
Ihm konnte den muthigen Glauben
Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.
Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Eine Retterin willkommen erscheinen,
So soll mich der Tod ihm vereinen.
Deß rühme der blutge Tyrann sich nicht,
Daß die Roswitha dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweye,
Und glaube an Liebe und Treue.
Und die Sonne geht unter, da steht sie am Wirtshausthor
Und sieht das Kreutz schon erhöhet,
Das die Bäbäs gaffend umstehet,
An dem Seile schon zieht man den Hasi empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
„Mich Henker! ruft sie, erwürget,
Da bin ich, für den er gebürget!“
Und Erstaunen ergreifet die Zaitzkofener umher,
In den Armen liegen sich beide,
Und weinen für Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge thränenleer,
Und zum Brückl bringt man die Wundermähr,
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell vor die Bierschänke sie führen.
Und blicket sie lange verwundert an,
Drauf spricht er: Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,
So nehmet auch mich zum Genossen an,
Ich sey, gewährt mir die Bitte,
In eurer Bürgerliste der Kassier.
Frei nach Fritz Schiller und Hans Straßer
von Rudolfo Aconitum
Übersetzung der Bürgerlistenfachwörter:
Bäbäwort = Biogasanlage
Bäbäler = Anlagenbetreiber
Bäbägegner = Biogasanlagenmuffel