Enzo der Spaziergänger
Enzo der Spaziergänger,
geht vom Bahnhof Eggmühl nach Schierling
Ich gehe los am Bahnhof, der keiner mehr ist, sondern sich nur noch Haltestelle nennen darf. Bald soll dann dort auch gar keine Deutsche Eisenbahn mehr halten, sondern so eine Hamburger Hochbahn oder so. Na, dass kann ja dann mit den Fahrplänen was werden.
Trotzdem, ein herrlicher Tag für einen „Walk“ zum Sinne baumeln lassen. Stärkung wäre doch gleich mal angesagt, nur wo kehr’ ich ein? „Kirchenwirt“ gibt’s keinen mehr, der Wirt „zum Löwen“ hat nicht auf und macht auch bald ganz zu. Was ist los mit unseren Wirten, zuviel selbstbewirtende Vereine, fast keiner hat mehr seine Vereinswirtschaft. Beim Prückl-Wirt in Zaitzkofen wär’s jetzt schön, zu weit abseits, oder bei der Angie in Alt-Eggmühl, a zu weit. Also dann gleich mal beim großen Löwendenkmal vorbei mit einem herrlichen Blick ins Laabertal. Da war doch mal was, was die Leute bewegte dieses Denkmal zu errichten, Krieg, Tote Verwundete und unzählige traurige und unglückliche Kinderaugen, die Vater, Mutter oder sonst jemand Vertrauten verloren hatten, Und die Kinder heute, denken beim Anblick des Löwen wohl eher an Clarence von Daktary, als an die Greueltaten der Vergangenheit.. Also, dem Krieg ein Denkmal setzen? Nein, ist doch für die Opfer.
Lass mich nun doch lieber in’ s Heute schauen und den Weg zur Schnitzelmühl’ nehmen. Steht wohl auch schon so lang, wie als dass der alte Napoleon mal da war. Heute ein schönes Haus und wie es sich zu einer Mühle gehört, Wasser. Fast verschlafen kommt sie daher die Laaber und lässt mich erstmal ein kleines Stückchen neben ihr her gehen, damit ich gut diese große Straße hinter mir lassen kann. Ganz schön weite Auwiesen hier. Ob das alles mal ein riesiger See war? Logo, würde der Geologe sagen, sieht man doch gleich. Als Nicht-Geologe, sondern Spaziergänger schau ich dann doch lieber nach dem was fliegt, hüpft, springt, Haken schlägt, vorbei flattert oder summt.
Schön, dass ich mir die Zeit nehme, wo doch nicht mal mehr Rentner und Hartz IV-Empfänger Zeit haben und ich komme mit meinem Pensum auch schon fast nicht mehr durch. Ich zapple doch auch schon aus Überinteresse dauernd rum. Ist ja schon fast eine hyperkinetische Störung, Begleiterscheinung vom Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, wahrscheinlich Reizüberflutung, hängt vom Computer und vom vielen Fernsehen ab und dann nicht zu vergessen die ganzen „Events“ die unsere Marktgemeinde mit sich bringt. Kultur und vor allen Vereine, Vereine, Vereine jedem sein Sommerfest, seine Christbaumversteigerung, sein Gründungsfest, Gartenfest, Fahnenfest,
Fest, Fest und noch mal Fest und dann schauen’s dich an, wenn du nicht überall warst. Macht nix weil es war ja mal wieder was ganz Tolles in der Glotze und noch was und noch was, riesig wenn man da dann auch noch ein digitales Aufzeichnungsgerät hat, Platz für hundert Spielfilme oder Dokus.
Oh halt a mal, jetzt bin ich doch glatt schon an „Walken“stetten vorbei gelaufen und habe fast übersehen, dass wir hier eine wunderschöne Auenlandschaft haben. Ich kann den wunderschönen, nicht nachvollziehbaren Flugstil von Kiebitzen beobachten. Schön sind sie, so nahe, dass ich ihren grünvioletten Metallschimmer sehen kann. Die große Au liegt vor mir und da schimmert doch noch was südlich von mir, ganz riesig und spiegelnd, in der Abendsonne. Das weltberühmte idyllische Abendrotglühen eines Scherbenhaufens. Macht wahrscheinlich auch noch Lärm so ein großer Haufen; arme Anwohner. So, nun geht’s vorbei an Sport, Spiel, Freizeit und Jugendtreff, ganz nah verknüpft mit Seniorenruhe. Jetzt hat sie mich doch gleich wieder, die Zivilisation, nach so viel Aue. Da geh ich drauf zu, auf die Rückansicht unseres geschätzten Rathauses. Wo isse denn die gute Stube? Ganz schön viel Stein, wenig grün, da ist jetzt nicht viel Lust zum Verweil’. Aha, der kleine Brunnen ist’s. der auch nach mehr plätschert. „Steh ich hier so ganz allein an diesem Ort, war da nicht dereinst ein weiterer Brunnen, ist aber wieder fort“.
Jetzt hab’ ich mir aber schon was gegen den Durst verdient, denn Vorsprung zieht an und Leben findet Innen-Stadt – „Mega a Helles bittschön“.