Fischereikrieg in Schierling oder wird Schierling Hafenstadt

Sensationeller Entwicklung in der Lenkungsgruppe


Von unserem Kommunal-Korrespondenten Rudi Aconitum

Schierling. Mit einem Paukenschlag eröffnete der Bürgermeister die letzte Sitzung der Lenkungsgruppe für gesamtdörfliche Entwicklung in Schierling. Die Arbeitsgruppe „Natur, Umwelt und Tourismus“ hatte vorher beim Lenkungsgruppenleiter den epochalen Vorschlag eingebracht, die Laber ab dem Damm der B15 –neu- anzustauen. Dadurch würde ein Binnensee von ca. 148 km² und einer Länge von 16 km entstehen. Je nach Höhe der Dammkrone kann die Laber bis Laberberg oder Rottenburg angestaut werden.

Auf die Frage der Bürgerliste ob dadurch Langquaid geflutet werden müsse, entgegnete die Fraktionssprecherin der CSU, dass es sich eben um ein regional sehr begrenztes Einzelschicksal handelt. Wegen so kleiner „Unebenheiten“ darf es nicht scheitern. Geplant ist eine Hafeneinheit mit Verwaltungsgebäude, vermutlich wird man das Schloss dazu umbauen, und einem Yachthafen für solvente Interessenten aus Saudi-Arabien, Russland und Eggmühl. Der Kontaktbereichsbeamte der Polizei schlug vor, die Hafenpolizei und die Küstenwache im Bereich der Obermühle unterzubringen. Die für ihre Wirtschaftskontakte bekannten Freien Wähler erweiterte die Vorschlagsliste mit einer Tauch-, Segel- und Surfschulen. Der Geschäftsleiter des Marktes kündigte an, dass aufgrund der sensationellen Entwicklung, die ohnehin in keiner anderen Gemeinde so möglich wäre, da Schierling die beste Kommune auf der Welt sei, eine weitere Beratung durch ein externes Büro notwendig werden wird. Daraufhin musste ein Marktrat der Bürgerliste kurzzeitig ärztlich behandelt werden. Der andere Rat der Bürgerliste nutzte die kurze Ohnmacht seines Kollegen mit dem Antrag, Schierling müsse künftig „Port Schierling“ heißen. Da sich die CSU nicht sofort festlegen wollte, verwies man den Antrag auf einen noch zu gründenden Ausschuss, dessen Besetzung noch zu regeln sei. Grundsätzlich sei jedoch selbstverständlich, dass die gesamte Abwicklung einem Kommunalunternehmen übertragen werde, die Geschäftsführung solle in der CSU zu Weihnachten verlost werden.

In der Mitte des „zentraleuropäischen Binnenmeeres“ könnte eine Insel entstehen, auf der man eine Stiftung für klerikal-politische Bildung ansiedeln könnte, vorzugsweise mit dem Namen „Jesuiteninsel“. Die Besetzung der Stiftung regelt die CSU aufgrund des Proporzes alleine, Namen wurden jedoch schon genannt. Der Vertreter des Bund Naturschutz wollte manifestiert haben, dass nur heimische Fische und keine „exotischen Dinge“ angesiedelt werden, höchstens einige Flussdelphine, weil die so putzig wären. Der Obmann des Bauerverbandes sah seinen Berufstand mit einer existenzvernichtenden Entwicklung konfrontiert. Der See müsse ausschließlich mit kommerziellem Fischfang genutzt werden, eine andere Nutzung wäre ein Angriff auf den Bauerstand und würde umgehen mit einer Seeblockade der Jesuiteninsel beantwortet. Der Bürgermeister erinnerte an dieser Stelle daran, dass er immer mit offenen Karten und mit der größtmöglichen Beteiligung der Bürger gehandelt habe. Dies könne sein Geschäftsleiter bestätigen.

Diese Aussage nahm der umtriebige Sprecher der BI „Holzhaussiedlung gegen alles“ zum Anlass, darauf mit Nachdruck hinzuweisen, dass die Bürger im Süden schon die neue B 15 und die tiefstehende Abendsonne hinnehmen müssen. Jetzt müsse man auch noch mit Tsunamis und schweren Seegewittern rechnen. Zudem wisse er aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, dass in der versunkenen Muna dann Plutonium verklappt würde. Umgehen wurde mit einer Unterschiftenliste begonnen. Aus dem Ausschuss „Kultur und dem ganzen Rest“ kam die Anregung die Hafeneinfahrt mit einer riesigen Gans, ähnlich dem Koloss von Rhodos oder dem Löwen in Lindau, zu versehen. Den Entwurf könnte ein Schierlinger Kunstprofessor erstellen, was auf erbitterte Ablehnung der konservativen Fraktion traf. „Niemand bekommt hier eine Arbeit, der bei Bürgerversammlungen eine eigene Meinung hat“, war der Konsens. Ein bissiger Vertreter des Hundevereins legte klar, dass bei Fuß eine Seehundeausbildungsabteilung gegründet wird. Die Feuerwehr beantragte umgehend einen Seenotrettungskreuzer und ein Feuerschiff.

Die Rumpffraktion der SPD sah sich von der Entwicklung überrollt und wollte erst ein Mal einen Mitgliederentscheid durchführen. Der Vertreter der „Partei der Parteilosen -PöaPö-“ rief gereizt „welche Mitglieder denn“ dazwischen. Der Vorsitzende des Schulfördervereins sah die Chance, die Hauptschule nicht nur als Mittelschule sondern auch als FOS für „Nautische Navigation“ und Gesamthochschule für „Maritime Wissenschaften“ attraktiver zu machen. Dies bestätige ein weiteres Mal die Richtigkeit der bayerischen Schulpolitik. Die Besitzerin eines Vollmondwasserherstellungbetriebes will prüfen, ob diese Entwicklung ihrem Image schaden könne. Wenn ja, könne sich Port Schierling das Port in die Haare schmieren oder man verlege den Betrieb in einen Ort, der immer Vollmond habe. Der Heimatverein will recherchiert haben, dass in der oberen Au bereits die Römer gegen die Langobarden Seeschlachten geschlagen hätten. Man wolle umgehend einen historischen Verein zu diesem Thema gründen. Der Gesangsverein sah nun die Zeit für einen Shanty-Chor „die lustigen Argonauten“ gekommen.

Ein hiesiger Geschäftsmann hatte sofort die Vision eines exklusiven Motorbootrennclubs für Millionäre und Ex-Manager, also Opfer der Weltwirtschafskrise, mit Clubhaus in der Muna. Die Vertreter der BI und des Bund Naturschutz sagten spontan unisono „nur über meine Leiche“. Worauf der Geschäftsmann diese Auflage für machbar hielt.

Mehrheitlich wurde dann der Beschluss gefasst, den Vorschlag dem Gemeinderat zum Abnicken zuzuleiten. Im anschließenden Nachtarocken im Bräustüberl wurde noch heftig über Fischfangquoten gestritten und über den Standort einer Seeigelzuchtstation diskutiert.


Roswithas vergeblicher Versuch einen Wirtshaustermin zu bekommen

Zu Antoni dem Tyrannen

stieg Rosi dem Dolche im Gewande

„Was wolltest du mit dem Dolche sprich“

entgegnet ihr finster der Wüterich

Ich wollt das Dorf vom Tyrannen befreien

Hat der Vater die Tochter nun verstoßen?

Reitet sie am Schimmel mit dem Froschkönig?

Mitnichten! Sie reitet den Froschkönig auf dem Schimmel

Ich bin, spricht Rosi, zu sterben bereit, doch laßt mich von den Bäbäs befreit
Und bitte nicht um mein Leben, doch vor dem Tod würde ich gerne einen Heben

Doch willst du Gnade mir geben,

Ich flehe dich um drey Tage Zeit,
Bis ich das Dorf von den Bäbäs gefreit,
Ich lasse den Hasi dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen

Da lächelt der Doni mit arger List,

Und spricht nach kurzem Bedenken:
Drey Tage will ich dir schenken.
Doch wisse, unwürdige Tochter! Wenn sie verstrichen die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,

So muß er statt deiner erblassen,

Doch dir ist die Strafe erlassen.

Und sie kommt zum Hasi: „der Vater gebeut,
Daß ich am Kreutz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben,

Doch will er mir gönnen drey Tage Zeit,

Bis ich Zaitzkofen der BäBä-Anlage gefreit,
So bleib du dem Wirt zum Pfande,
Bis ich komme, zu lösen die Bande.

Und schweigend umarmt sie der treue Freund,

Und liefert sich aus dem Tyrannen,

Die andere ziehet von dannen.
Und ehe das dritte Morgenroth scheint,
Hat sie schnell mit der Bürgerliste die Bäbäfeinde vereint,
Eilt heim mit sorgender Seele,

Damit sie die Frist nicht verfehle.

Da gießt unendlicher Regen herab,
Von der Napoleoshöhe stürzen die Quellen,
Und die Bäche, des Froschkönigs Gemächt schwellen.
Und sie kommt an’s Ufer mit wanderndem Stab,

Da reisset die Schierlinger Brücke der Strudel hinab,

Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.

Und trostlos irrt Rosi an der Labers Rand,
Wie weit sie auch spähet und blicket

Und die Stimme, die rufende, schicket;

Da stößet keine Vespa vom sichern Strand,
Der sie setze an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Deggenbach wird zum Meere.

Da sinkt sie ans Ufer und weint und fleht,

Die Hände zum Pedolzky erhoben:
O hemme des Deggenbaches Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne und wenn sie niedergeht,

Und ich kann Zaitzkofen nicht erreichen,

So muß der Freund mir erbleichen.

Doch wachsend erneut sich des Stromes Wuth,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet,

Da treibet die Angst sie da fasst sie sich Muth

Und wirft sich hinein in die brausende Flut,
Und theilt mit schwachen Armen
Den Deggenbach, und ein Rudolfo Aconitum hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort,

Und danket dem rettenden Gotte(quasi mir),

Da stürzet die raubende Bäbä-Rotte
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihr sperrend, und schnaubet Mord
Und hemmet der Wanderins Eile

Mit drohend geschwungener Keule.

Was wollt ihr? ruft sie für Schrecken bleich,
Ich habe nichts als meinen Minicooper, meinen Investmentfond und mein Leben,
Das muß ich dem Brückl Toni geben!
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:

Um des Hasis Willen erbarmet euch!

Und drey Bäbäs, mit gewaltigen Streichen,
Erlegt sie, die andern entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand

Und von der unendlichen Mühe

Ermattet sinken die geilen Knie:

O hast du mich gnädig aus Bäbäeshand,
Aus dem Deggenbach mich gerettet ans Bäbä freie Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!

Und horch! da sprudelt es silberhell

Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält sie zu lauschen,
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor nicht Gregor, nein ein lebendiger Quell,

Und freudig bückt sie sich nieder,

Und erfrischet die brennenden Glieder.

Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün,
Und mahlt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten,

Und zwey Bäbäs sieht sie die Straße ziehen,

Will eilenden Laufes vorüber fliehen,
Da hört sie die Worte sie sagen:
Jetzt wird sie an die Biogasanlage geschlagen.

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,

Sie jagt der Sorge Qualen,

Da schimmern in Abendroths Strahlen
Von ferne die Zinnen von Zaitzkofen
Und entgegen kommt ihr Edi, flugs aus dem Alkoven
Des Hauses redlicher Hüter,

Der erkennet entsetzt die Gebieterin:

Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet’ er

Mit hoffender Seele der Wiederkehr,

Ihm konnte den muthigen Glauben
Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.

Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Eine Retterin willkommen erscheinen,

So soll mich der Tod ihm vereinen.

Deß rühme der blutge Tyrann sich nicht,
Daß die Roswitha dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweye,
Und glaube an Liebe und Treue.

Und die Sonne geht unter, da steht sie am Wirtshausthor

Und sieht das Kreutz schon erhöhet,
Das die Bäbäs gaffend umstehet,
An dem Seile schon zieht man den Hasi empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:

„Mich Henker! ruft sie, erwürget,

Da bin ich, für den er gebürget!“

Und Erstaunen ergreifet die Zaitzkofener umher,
In den Armen liegen sich beide,
Und weinen für Schmerzen und Freude.

Da sieht man kein Auge thränenleer,

Und zum Brückl bringt man die Wundermähr,
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell vor die Bierschänke sie führen.

Und blicket sie lange verwundert an,

Drauf spricht er: Es ist euch gelungen,

Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,
So nehmet auch mich zum Genossen an,
Ich sey, gewährt mir die Bitte,

In eurer Bürgerliste der Kassier.

Frei nach Fritz Schiller und Hans Straßer

von Rudolfo Aconitum

Übersetzung der Bürgerlistenfachwörter:

Bäbäwort = Biogasanlage

Bäbäler = Anlagenbetreiber

Bäbägegner = Biogasanlagenmuffel