Neues Gewerbegebiet an der B15

Neues Gewerbegebiet an der B15 Abfahrt Süd?
Warum die Bürgerliste nein sagt

Bürgermeister und ihre Geschäftsleiter haben hie und da Visionen. Dies ist nicht unbedingt therapiebedürftig sondern es plagt sie einfach die Sorge um die Zukunft ihrer Gemeinde. Wie können sie die Herausforderungen der Zukunft meistern? Die Lösung heißt seit eh und je: mehr Baugebiete, mehr Gewerbegebiete und mehr Arbeitsplätze. In Orten, in denen zudem der Vorsprung anzieht, gilt noch: städtebauliche Aktivitäten in "downtown" und speziell in Schierling natürlich noch der Hinweis auf die "Jesuitenmeile". Eine Geschichtsinterpretation der besonderen Art.
Daher ist es nicht verwunderlich wenn die Verwaltung ein Gewerbegebiet an der Südabfahrt der neuen Autobahn schaffen will. Die Autobahn ist zwar offiziell eine Bundesstraße, jedoch "autobahnähnlich" gebaut. Der übliche Hinweis auf die Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinde wird ergänzt durch eine konkrete Notwendigkeit. Ein bereits ansässiger Gewerbetrieb mit erheblichem Gewicht, mit vielen Arbeitsplätzen und wenig Gewerbesteuer, möchte sich neu orientieren und einen anderen Standort. Näheres wird im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung aus Wettbewerbsgründen nicht preisgegeben, obwohl ohnehin jeder weis um wenn es geht. Aber in Schierling ist die Geheimhaltung eine Pflicht und das Beichtgeheimnis eine Kür.

Als verantwortungsbewußter Gemeinderat ist man zuerst einmal bemüht Arbeitsplätze am Standort zu halten. Hinter diesen stehen Schicksale: viele Arbeiter aus dieser Gemeinde sind hier verwurzelt. Sie können trotz ihrer Qualifikation und ihrem Wissen nicht mit dem Betrieb umziehen. Ihre  Ehepartner haben eigene Arbeitsstellen, die sie nicht aufgeben wollen, ihre Kinder gehen in die Schule und wollen nicht wechseln, zudem haben viele ein Eigenheim. Es ist deshalb sinnvoll diesen Betrieb zu halten. Wenn es denn schon nicht gelingt diesen Betrieb in vorhandene Gewerbegebiete unterzubringen muß man halt die "suboptimale Lösung" eines neuen Gewerbegebietes in Erwägung ziehen.
Allerdings machen wir uns in Schierling sehr viel Gedanken über unseren gar nicht so sehr schützenswerten Innenbereich und haben niemals ein Konzept angedacht was wir in Schierling überhaupt wollen. Was macht Schierling als Ort und Heimat interessant? Worin besteht der Charme und das Liebenswerte unserer Gemeinde? Warum leben wir gerne hier und nicht woanders? Diese Frage hat wohl soviele Antworten verdient wie es Menschen in Schierling gibt. Ich persönlich lebe seit nunmehr 40 Jahren in Schierling und obwohl ich ein "Stodterer" bin, bin ich mit Leib und Seele ein Schierlinger geworden. Schaue ich von meiner Terasse auf die Au und den Ort hinunter bin ich froh hier zu leben. Freilich wird dieser Blick nun künftig getrübt durch einen 30m hohen McDonald-Turm und einer Autobahn, die keine sein will, durch umgebrochene Wiesenflächen, geopfert für Biogasanlagen. Aber wo steht, dass mir lebenslang ein schöner Ausblick zusteht?
Trotzdem möchte ich keine "Neutraublinger Verhältnisse." Schierling sollte nicht von Gewerbegebieten umzingelt, eingeengt, von Rennstrecken bedroht und von Biogasanlagen belästigt werden. Irgendwo muss unser dörflicher Charakter und unsere ländliche Identität erhalten bleiben.

Die Bürgerliste hat deshalb einem zusätzlichem Gewerbegebiet nicht zugestimmt. Wir können die Situation neu bewerten wenn der imaginäre Gewerbebetrieb eine verbindliche Zusage für dieses Gebiet macht. Alles andere wäre unsinnig. 
Ich würde mich freuen wenn ihr eure Meinung als Kommentar anfügen würdet.

Rudolf Eisenhut