Schierlinger Bockerl

Informationsveranstaltung der Bürgerliste zum „Schierlinger Bockerl”

Schierling. Gerüchte zum „Schierlinger Bockerl“ -der Schierlinger Lokalbahn- gibt es ja zu Hauf. Unter anderem auch aus diesem Grund lud die Schierlinger Bürgerliste die beiden Referenten Wolfgang Treppesch und Wolfgang Lahoda ein um über die Historie, die Gegenwart aber auch die mögliche Zukunft der insgesamt 10,3km langen Bahnstrecke zwischen Langquaid – Schierling – Eggmühl zu referieren. Im bis zum letzten Platz gefüllten alten Schulhaus am Hundsmarkt begrüßte Marktgemeinderat Rudi Eisenhut die beiden Referenten sowie die zahlreichen Zuhörer aus der Bürgerschaft. Erfreut zeigte er sich auch über den Besuch von drei Marktgemeinderäten der Freien Wähler und einer der SPD.

Zu Beginn des Vortrags führte Wolfgang Treppesch in die Geschichte der Nebenbahn Eggmühl – Langquaid ein und erläuterte, wie sich die Eisenbahn im ostbayerischen Raum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte. Nachdem Geiselhöring  im Jahre 1859 zum Eisenbahnzentrum in Ostbayern aufgestiegen war, da hier die Fernstrecken aus München, Regensburg und Passau zusammenliefen, dauerte es noch nahezu weitere fünfzig Jahre, bis auch die Orte Langquaid und Schierling an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurden. Erst mit dem Lokalbahngesetz von 30.06.1900 wurde die Grundlage für den Bau der Zweigstrecke von Eggmühl über Schierling nach Langquaid geschaffen, die Eröffnung fand schließlich am 21.10.1903 statt.

Im weiteren Verlauf des Vortrages wurde auch anhand alter Aufnahmen die Situation bei der Abwicklung des Personenverkehrs dargestellt. Bis Anfang des sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war die Bedienung der Strecke im Personenverkehr noch recht gut , dann wurde Mitte dieses Jahrzehnts der sonntägliche Personenverkehr auf den Bahnbus verlegt  und die Zahl der werktäglichen Personenzüge reduziert. Am 29.09.1968 wurde der Personenzugverkehr gänzlich eingestellt.

Der Güterverkehr auf der Nebenstrecke lief unabhängig davon weiter, Großkunden waren u.a. die Südzucker AG, für die bis Ende der achtziger Jahre mehrere 10 000 t Zuckerrüben pro Jahr abgefahren wurden, sowie das Munitionsdepot Schierling, das noch bis in das neue Jahrtausend hinein von der Deutschen Bahn bedient wurde.

Da die Deutsche Bahn an Nebenstrecken letztlich kein Interesse hatte, drohte die Stilllegung.  Um dies zu verhindern, beauftragten die Gemeinden Schierling und Langquaid die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) mit der Fortführung des Betriebes. Die RSE tritt seitdem als Eisenbahninfrastrukturunternehmen aber auch als Eisenbahnverkehrsunternehmen auf der Strecke in Erscheinung. Da es sich um eine öffentliche Eisenbahnstrecke handelt, stehen die Gleise allen zugelassenen Eisenbahnverkehrsunternehmen offen.

Zum Zustand der Infrastruktur zeigte der Referent auf, dass das hintere Streckenstück nach Langquaid etwa ab der Autobahnbrücke in einem Zustand sei, bei dem nur wenige und kleinere Sanierungsmaßnahmen nötig werden. Anders sieht es im vorderen Streckenstück aus, auf dem teilweise noch Holzschwellen aus dem Jahre 1961 liegen. Da im Regelfall von einer Liegedauer der Holzschwellen von 35 Jahren ausgegangen wird, ist eine Sanierung unumgänglich.

Anschließend wurde die Situation der Buslinie von Langquaid nach Eggmühl beleuchtet und auch die Entwicklung des Personenzugverkehrs von Eggmühl nach Regensburg dargestellt. Der Referent zeigt auf, dass sich die Zahl der Personenzüge von 1968 bis heute mehr als verdoppelt, an Sonntagen sogar verdreifacht hat. Im Zugverkehr gibt es stetige Fahrgastzuwächse, im Busverkehr zwischen Langquaid, Schierling und Eggmühl jedoch nicht. Trotz des im Vergleich zu 1968 verdoppelten Busangebots, abgesehen von Sonn- und Feiertagen, an denen überhaupt kein Bus verkehrt, lässt die Auslastung bestimmter Verbindungen leider zu wünschen übrig. Dafür wird die Park- und Ride-Anlage am Bahnhof Eggmühl immer mehr in Anspruch genommen, so dass nunmehr die zweite Erweiterung notwendig ist. Da der Verkehr im Großraum Regensburg aufgrund der hohen Pendlerzahlen immer mehr zunimmt, gibt es konkrete Überlegungen, die Bahnstrecke Eggmühl – Langquaid wieder für den Personenverkehr zu reaktivieren und in ein S-Bahn-Konzept für Regensburg einzubinden. Angedacht ist hierbei an eine umsteigefreie Verbindung von Langquaid/Schierling nach Regensburg Hbf, so dass entsprechend kurze Fahrzeiten angeboten werden können. Zu realisieren ist dies bautechnisch durch eine neue Einführung der Strecke in die Hauptbahn Landshut – Regensburg, ein entsprechendes Gutachten liegt hier bereits seit längerer Zeit vor. Der Referent stellte hierzu auch die betriebstechnischen Voraussetzungen dar, sowie die Stellung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die für die Bestellung von Schienenpersonennahverkehr in Bayern zuständig ist. Abschließend führte er aus, dass dies einen langen Atem braucht und nicht innerhalb kurzer Zeit zu verwirklichen  ist. Voraussetzung ist aber, dass Übereinstimmung darüber besteht, die Streckeninfrastruktur zu erhalten.

Rudi Eisenhut bedankte sich bei den beiden Referenten für den ausführlichen und sehr interessanten Vortrag. So wie er das sehe, sind die 200.000 €, die die Landkreise Kelheim und Regensburg und die Gemeinden Langquaid und Schierling für die Sanierung der Strecke zur Verfügung stellen eine „Aufrechterhaltungsmaßnahme“, wobei Schierling erst noch einen Beschluss fassen müsse. Damit bleiben Optionen für die Zukunft erhalten. Er persönlich wünsche sich einen baldigen Anschluss Schierlings an den ÖPNV Regensburg. Eine Entscheidung in ferner Zukunft helfe weder der Strecke noch den Bürgern. Mit dem Dank an die Zuschauer schloss die Informationsveranstaltung.