Bürgerliste hat Gewicht in der Kommunalpolitik

Neue Gruppierung zufrieden: Viele Anträge wurden gestellt, die Meinung ihrer Gemeinderäte findet Gehör.

Mittelbayerische Zeitung vom 20.3.2010

Schierling. Vor einem Jahr wurde die „Bürgerliste Schierling“ gegründet. Jetzt zog die Liste bei ihrer Jahresversammlung Bilanz ihrer Arbeit und berichetet über die Ereignisse des letzten Jahres. Gleich zu Beginn des Abends wurde durch Prof. Erich Gohl, der großen Anteil am entstehen der 1. Ausgabe der Laberbläschn hatte, diese von ihm vorgestellt. Da nicht alle Internet schauen, war die Idee geboren worden, eine übersichtliche Zeitschrift zu verfassen, die alle Mitbürger in die Hand nehmen können. Nach einigen Sitzungen war der Titel beschlossen und durch die Ruhe und das know how von Robert Sperl konnte das Layout erstellt werden. Die Finanzierung war durch Spenden schnell gesichert und Artikel wurden durch aktive „Bürgerlistler“ mit Freude demokratisch, objektiv, hinterhältig, informativ und kommunal verfasst. Die gelungenen Fotos stellte Erwin Huber Junior zur Verfügung und für die Karikaturen sorgte zur Freude aller Prof. Erich Gohl, was ihm mit Applaus gedankt wurde.Wie fast genau vor einem Jahr versprochen, informierten die Marktgemeinderäte Rudolf Eisenhut und Dr. Hans Strasser über ihre Tätigkeit im vergangenen Jahr. Eisenhut sagte, dass verschiedene Anträge im Marktgemeinderat eingereicht worden seien. Zum Beispiel wurde beantragt, eine gentechnikfreie Gemeinde zu schaffen, was im Gemeinderat mehrheitlich angenommen wurde. Ein Erlass für eine Förderrichtlinie für energetische Verbesserung an privaten Wohnbauten wurde ebenso beantragt wie der Bau einer Bürgersolaranlage, an der sich alle Bürger beteiligen können. Ein weiterer Antrag der Bürgerliste befasste sich mit der Möglichkeit, Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern anzubringen; ferner beantragten die Liste ein Klimaschutzkonzept für die ganze Gemeinde. Das Bushäuschen bei der Brauerei sei aufgrund dauernder Nachfragen der Bürgerliste verbessert worden. Eisenhut berichtete auch darüber, dass sich bei der Haushaltsdebatte ein großer Einbruch der Gewerbesteuer herauskristallisiert habe, die Wassergebühren leicht angehoben wurden, im Vergleich zu anderen Gemeinden aber immer noch erschwinglich wären. Ebenso war die Gründung des Kommunalunternehmens ein Thema. Dr. Strasser berichtete weiter über die Diskussionen um eine Ganztagsschule, die aber nur auf wenig Interesse stieß. Die Bürgerliste will nach eigenen Angaben eine gebundene Ganztagsschule. Auch wurde berichtet über die Neuorganisation der Volksschulen in der Marktgemeinde Schierling, wobei nun die Dr. Rudolf-Hell-Schule in Eggmühl mit ihrem bisherigen Namen zur Schule Schierling gehört. Im Oktober 2009 habe man nach einem Hochwasserschutz für Pinkofen gesucht und dann die Lösung mit Rückhaltebecken gefunden. Eine vorgeschlagene Flurbereinigung habe kein Gehör gefunden. Im Januar 2010 stand dann auch die Renovierung des alten Schulhauses im Marktgemeinderat zur Entscheidung, was bei Eigenmitteln rund 123 000 Euro erfordert. Auch die Bürgerliste stimmte zu. Die Einwände der Bürgerliste, eine Pelletheizung einzubauen und die Nutzung für alle Vereine zu ermöglichen, wurden berücksichtigt. Nach den letzten Informationen sei das Muna-Gelände weiterhin im Eigentum der Bundesrepublik und nachdem noch keine interessanten Angebote eingegangen seien, werde es zu einer weiteren Ausschreibung kommen. Für die Lenkungsgruppe gab es eine Auftakt-Veranstaltung, wo bekannt wurde, dass das Brauereigelände in Schierling im Hundertwasser-Stil gestaltet werden könnte. Im Anschluss ließen die Zuhörer den Abend mit angeregten Diskussionen ausklingen.

Tourismus in Schierling

Tourismus in Schierling

 

Man mag das Wort „Tourismus“ in Verbindung mit Schierling nur ungern in den Mund nehmen, denn unserer Region mangelt es an wirklichen Attraktionen wie Berge, Seen  oder historischen Glanzpunkten die als Anziehungsmagneten dienen könnten. Somit wird für Schierling der wirtschaftliche Faktor „Tourismus“ nur eine untergeordnete Rolle spielen können. Trotz alledem wird auf politischer Ebene immer wieder gefordert, die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zu verbessern, um denTourismus zu fördern.Was mich dabei erstaunt, ist, wie bei all diesen Diskussionen unentdeckt bleiben kann, dass Schierling

touristisch durchaus etwas zu bieten hat.

Durch Schierling führt der „Große Laaber-Radweg“, der unter Radtouristen auch „Tour vom Hopfengarten zur Donau“ genannt wird und durchaus sehr beliebt ist. Der „Große Laaber-Radweg“ führt übereine Länge von 80 Kilometern von Volkenschwand in der Holledau bis Straubing. Da man sich hier auf Radwegen und Nebenstraßen im ebenen Flusstal bewegt, ist die Tour mit keinen größeren Anstrengungen verbunden. Somit ist er besonders geeignet für Familien mit Kindern und auch ältereMenschen.Schierling ist der größte Ort im Laabertal, durch den die Laaber direkt fließt, und liegt ziemlich genau in der Mitte der Strecke dieses Radweges. – Für viele sicherlich eine Überlegung wert, an diesem Ort eine größerer Rast einzuplanen bzw. zu übernachten. Das Echo des Vorsprungs hat Schierling mittlerweilen weit über welche Grenzen auch immer bekannt gemacht und ausgehungerte sowie erschöpfte Radfahrer werden erwartungsvoll die Gemeindegrenze passieren.

Am Ortseingang überquert man den Allersdorfer Bach, dabei wundert sich der routinierte Radwanderer, warum der Radweg nicht diesem folgt, sondern  nun gerade über einen steilen Berg die Waldstraße hinauf bis zur evangelischen Kirche führt. Erwartungsvoll, in der Hoffnung die Verantwortlichen werden sich dabei schon etwas gedacht haben, nimmt er mit seinem schwer bepackten Drahtesel diese Hürde. Bei der evangelischen Kirche angelangt, wird er nun bergab über die viel befahrene Allersdorferstraße bis zu Hauptstraße geleitet.

Spätestens beim Versuch die Hauptstraße zu überqueren wird der Radtourist den Gedanken

„Ich bin hier unerwünscht“ nicht mehr loswerden. Am Rathausplatz angekommen dürften auch hartgesottene Radler die Lust auf eine Pause verloren haben und das Heil in der Flucht suchen.Dies könnte wohl auch der Grund dafür sein, dass sich der Radtourist so selten in Schierling zeigt.

Was gute Radwege ausmacht sind:

          Streckenführung fernab von viel befahrenen Straßen bzw. Hauptverkehrswegen.

          Überdachte Rastmöglichkeiten in ruhiger beschaulicher Umgebung.

          Informationstafeln über den Ort, an dem man sich aufhält.

(Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Gastronomie etc.)

          Informationen über Flora und Fauna entlang von Landschaftsschutzgebieten.

Keiner dieser Punkte wurde in Schierling berücksichtigt.

Schon mehrmals hat die Bürgerliste auf diesen Missstand hingewiesen, stieß jedoch immer auf taube Ohren. Anscheinend sind kostenlose Hinweise mündiger Bürger unattraktiv, erst eingebettet in einen teuren Stadtmarketingprozess entfaltet die Veränderung ihren wahren Glanz.Es bleibt zu hoffen, dass die Lenkungsgruppe „Tourismus und Gastronomie“ diese Chancen und Möglichkeiten erkennt und sich nicht von dem arroganten Vorsprungswahn  infizieren lässt.Erst wenn wir den Menschen die uns besuchen gastfreundlich, rücksichtsvoll, interessiert und offen begegnen, werden sich diese auch wohlfühlen und sich gerne an eine schöne Zeit in Schierling erinnern.

 

 

Schläft der Vorsprung ein?

Schläft der Vorsprung ein?

 

 

Das abgelaufene Jahr 2009 war für den Markt Schierling und für seine Einwohner eins der ereignisreichsten in seiner jüngeren Geschichte. Die Schlacht bei Eggmühl wurde von über 800, zumeist Laiendarstellern nachgestellt und war mit über 12000 Besuchern außerortentlich gut besucht; die erste Mannschaft der Kicker des TV-Schierling stieg in die Landesliga-Mitte auf; beim 2.Rockevent auf dem Rathausplatz suchten, lt. Aussage unseres Bürgermeisters, über 2000 begeisterte junge Menschen den Platz des himmlischen Friedens (China-Pflaster) auf; das kurz darauf folgende Labertalfestival verlief, diesmal ohne einer massiven Polizeipräsenz, wie immer in gewohnt friedlicher Volksfestmanier ab, die geplante Biogasanlage rief eine kaum geglaubte real existierende der Bevölkerung innewohnende Organisationskraft hervor, die das geplante Vorhaben letztlich, zum Bedauern vieler Landwirte, vorerst zum Scheitern brachte und das im Dritten Reich angelegte Munitionsdepot wurde endgültig aufgelöst. Das sind sicherlich einige der wohl auffälligsten Geschehnisse die im letzten Jahr in der Gemeinde für Gesprächsstoff gesorgt haben und sich in den Köpfen vieler Bürger auf ihre Festplatten eingebrannt haben. Ein anderes Ereignis indess, weit weniger spektakulär, jedoch nicht weniger wichtig, scheint ob dieser vordergründig so wichtigen  Themen völlig in den Hintergrund gedrängt worden zu sein. Es handelt sich hierbei um die Gründung eines Kommunalunternehmens durch die Marktgemeinde Schierling. Die Gründung dieses Kommunalunternehmens wurde 2008 wg. der von der Bürgerliste Schierling angeregten Installationen von Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Dächern, von den festanstellten Vor- und Nachdenkern Christian Kiendl und Fritz Wallner angedacht, vom Gemeinderat befürwortet und im Jahr 2009 tatsächlich auch verwirklicht. Der eigentliche Sinn des Unternehmens sollte sein, auch solchen Bürgern, die nicht im Besitz von eigenen Gebäuden mit entsprechend zu diesem Zweck geeineten Dächern sind, eine Möglichkeit anzubieten, sich an der Erichtung einer klimaschonenden PV-Anlage, die ganz nebenbei auch vom wirtschaftlichen Standpunkt her für diese Personengruppe interessant ist, zu beteiligen. Angeblich hat auch die CSU bereits im Juni 2008 einen Antrag zur Erichtung von PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden gestellt, hierbei handlelt es sich aber scheinbar um einen Tarnantrag, da er bis jetzt völlig unsichtbar geblieben ist. Trotzdem ist nur allzu lobenswert, daß nun im letzen Jahr eine solche stromerzeugende Anlage auf den Dächern der Kläranlagengebäude errichtet werden konnte. Finanziert wurde die Anlage nun, wie bereits beschrieben, ausschließlich von privaten Investoren aus der Gemeinde, die mit ihren finanziellen Beteiligungen das Vorhaben ermöglicht haben. Nun kann man sich denken, wenn man so will, wie toll und fortschrittlich unsere Gemeinde doch wieder mal ist und in welch riesigen Schritten der Vorsprung hier ausgebaut worden ist. Man kann sich aber ebenso denken, ja wars das schon wieder, kommt da noch was und wie geht die Geschichte weiter. Man kann sich den Eindruck kaum erwehren, daß die Sache nicht mehr weiter verfolgt wird, weil das dafür erforderliche Interesse nicht vorhanden ist. Tatsache ist aber auch, daß Schierling in der Solar-Bundesliga deutschlandweit einen ausgezeichneten 41.Rang belegt und in Bayern wird unser Markt sogar an 24. Stelle aufgeführt. Dieser Umstand ist aber nicht den Aktivitäten dieses momentan untätigen Kommunalunternehmens zuzuschreiben, sonder den vielen selbstständig tätig gewordenen Landwirten, Gewerbetreibenden und Hausbesitzern aus Schierling und aus den angegliederten Ortsteilen, die frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt haben und, wenn auch vielfach nur aus wirtschaftlichen Erwägungen, warum auch nicht, ganz nebenbei diesen schönen Rang erreicht haben, auch wenn man sich dafür nichts kaufen kann. Für unseren Ort ist dieser Umstand mit Bestimmtheit nicht von Nachteil. Der Vorsprung auf diesem Sektor entspringt also aus vordringlich rein privaten Engagement. Die Fraktion der Bürgerliste hat daher nun einen Antrag eingereicht mit dem aufgezeigt wird, daß in und um Schierling noch viele geeignete Dachflächen zur Verfügung stehen um die Energie der Sonne zu nutzen. Erwähnt auf diesem Antrag sind z.B. die Schule in Schierling, die Mehrzweckhalle und das ehemalige Bahnhofgebäude, jetzt Feuerwehr, in Eggmühl. Diese teils großen Flächen stehen relativ vorteilhaft ausgerichtet zur Sonnenbewegung und sind nicht beschattet. Warum also nicht nutzen. Wegen der anhaltenden Finanzkrise der Kommune sollten Maßnahmen ergriffen werden, die dem Trend entgegen wirken. So bietet gerade die Erzeugung erneuerbarer Energien die Möglichkeit, die Kurve zu glätten. Die Finanzierung kann über eine Bürgerbeteiligung, gemäß dem Modell, das bei der Bürgersolaranlage „Kläranlage“ Anwendung gefunden hat, geregelt werden. Bei nicht ausreichender Beteiligung der Bürgerschaft soll der Fehlbetrag durch die Kommune getätigt werden. Die genannten Flächen wurden bereits in der Gemeinderatssitzung vom 26.09.2008 behandelt aber nur die Anlage auf der Kläranlage mit einer Leistung von ca. 15kw wurde verwirklicht. Die Schule hat man dabei  mit der Begründung, daß die Sicherheit im Brandfall nicht eindeutig geklärt sei ausgeklammert. Die Gefahren für die Sicherheit im Brandfall sind allerdings schon länger bekannt. Diese bestehen aber in erster Linie nicht in erhöhten Gefahren für die sich in dem Schulgebäude aufhaltenden Schüler und Lehrkräfte, sondern für die im Brandfall tätig werdenden Rettungskräfte die zusätzlich gegenüber eines „normalen“ Brandfalles, der Gefahr eines Stromschlages ausgesetzt sind. Die auflaufenden zusätzlichen Gefahren sind also nicht höher als bei Anlagen die auf Dächern montiert sind, deren Gebäude eine andere Nutzung als einen Schulbetrieb besitzen. Wenn es um die Sicherheit der Schulkinder geht, dann gibt es viele Dinge die weitaus risikobehafteter sind. Man braucht nur an vielen Busfahrten zu denken, die eine sehr große Anzahl von Kindern während ihrer Ausbildung unternehmen müssen und dabei in oft völlig überbesetzten Bussen unangegurtet und teilweise stehend durch die Gegend gekarrt werden. Natürlich soll man verschiedene Gefahrenpotentiale nicht gegeneinander aufrechnen und auch die Sicherheit der Rettungskräfte, hier vornehmlich die aktiven Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren, sollte uns allen am Herzen liegen. Die Weichen für eine saubere Umwelt und eine gesicherte Energieversorgung müssen also jetzt gestellt werden und eine der Maßnahmen ist eben nun mal, unter vielen anderern geeigneten Ansätzen, die Photovoltaik. Es ist ja durchaus bekannt, daß in manchen Bevölkerungsteilen und auch von einigen Wissenschaftlern der Klimawandel abgestritten wird, aber es ist sowieso egal wie man zu dieser allgemeinen Verunsicherung steht. Eine unbestrittene Tatsache ist die totale Abhängigkeit von den immer knapper werdenden fossilen Energieträgern und somit abhängig von ausländischen Lieferländern, die uns den Preis diktieren den wir zu zahlen haben, ob wir wollen oder nicht. Nach Angaben des Bundesamt für Umwelt werden ¾ der primären Energieträger importiert. Die prunkvollsten Paläste und die höchsten Wolkenkratzer werden heutzutage in jenen Regionen gebaut die nicht wissen wohin mit den Unmengen an Petrodollars, die ihnen ständig wie ein nie zu versiegender Strom zufließen. Schon werden in diesen Ländern Stätdte geplant die völlig emmisionsfrei sein sollen. Wohlgemerkt, die wollen unser Geld aber keinen Schmutz. Einen Beitrag dazu kann auch unsere Marktgemeinde leisten und Möglichkeiten gibt es genug. Wenn auch die Biogasanlage nicht gebaut wird, so ist die Photovoltaik, die zumindest nicht stinkt, eine Alternative um einen sinnvollen Beitrag zu erbringen, vorausgesetzt man bleibt an dem Thema trotz der Neuregulierung der Solarstron-Förderung dran. Die Förderung für kleine Dachflächen bis 30kw beträgt zur Zeit 39 Cent pro ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde und soll ab Juni um weitere 16% gekürzt werden, was aber kein Hinderungsgrund sein sollte weitere Anlagen zu errichten, da zu erwarten ist, dass die Anlagenpreise sich im gleichen Maßstab nach unten bewegen. Es gibt auch wieder Anträge über Freiflächenanlagen die an die Kommune gestellt worden sind. Ab Juni wird auch hier die Förderung gekürzt, und zwar um 15%. Für Ackerflächen soll die Förderung komplett gekappt werden. Es wird sicher interessant sein zu erfahren, wie mit diesen Vorhaben umgegangen wird. Dieser Artikel stellt mit Bestimmtheit nur eine kleine persönliche Ansicht über eine sehr komplexe Thematik dar und wird mit Sicherheit nicht von allen geteilt werden. Es soll nur aufgezeigt werden, daß ein ständig nach außen kolportierter Vorsprung mit sinnvollen Unternehmungen am Leben gehalten werden muß, um diesen Anspruch auch gerecht zu werden.

 

 

 

Schierling wird Hafenstadt

Schierling wird Hafenstadt

Sensationeller Entwicklung in der Lenkungsgruppe

Von unserem Kommunal-Korrespondenten Rudi Aconitum

Schierling. Mit einem Paukenschlag eröffnete der Bürgermeister die letzte Sitzung der Lenkungsgruppe für gesamtdörfliche Entwicklung in Schierling. Die Arbeitsgruppe „Natur, Umwelt und Tourismus“ hatte vorher beim Lenkungsgruppenleiter den epochalen Vorschlag eingebracht, die Laber ab dem Damm der B15 –neu- anzustauen. Dadurch würde ein Binnensee von ca. 148 km² und einer Länge von 16 km entstehen. Je nach Höhe der Dammkrone kann die Laber bis Laberberg oder Rottenburg angestaut werden.

Auf die Frage der Bürgerliste ob dadurch Langquaid geflutet werden müsse, entgegnete die Fraktionssprecherin der CSU, dass es sich eben um ein regional sehr begrenztes Einzelschicksal handelt. Wegen so kleiner „Unebenheiten“ darf es nicht scheitern. Geplant ist eine Hafeneinheit mit Verwaltungsgebäude, vermutlich wird man das Schloss dazu umbauen, und einem Yachthafen für solvente Interessenten aus Saudi-Arabien, Russland und Eggmühl. Der Kontaktbereichsbeamte der Polizei schlug vor, die Hafenpolizei und die Küstenwache im Bereich der Obermühle unterzubringen. Die für ihre Wirtschaftskontakte bekannten Freien Wähler erweiterte die Vorschlagsliste mit einer Tauch-, Segel- und Surfschulen. Der Geschäftsleiter des Marktes kündigte an, dass aufgrund der sensationellen Entwicklung, die ohnehin in keiner anderen Gemeinde so möglich wäre, da Schierling die beste Kommune auf der Welt sei, eine weitere Beratung durch ein externes Büro notwendig werden wird. Daraufhin musste ein Marktrat der Bürgerliste kurzzeitig ärztlich behandelt werden. Der andere Rat der Bürgerliste nutzte die kurze Ohnmacht seines Kollegen mit dem Antrag, Schierling müsse künftig „Port Schierling“ heißen. Da sich die CSU nicht sofort festlegen wollte, verwies man den Antrag auf einen noch zu gründenden Ausschuss, dessen Besetzung noch zu regeln sei. Grundsätzlich sei jedoch selbstverständlich, dass die gesamte Abwicklung einem  Kommunalunternehmen übertragen werde, die Geschäftsführung solle in der CSU zu Weihnachten verlost werden.

In der Mitte des „zentraleuropäischen Binnenmeeres“ könnte eine Insel entstehen, auf der man eine Stiftung für klerikal-politische Bildung ansiedeln könnte, vorzugsweise mit dem Namen „Jesuiteninsel“. Die Besetzung der Stiftung regelt die CSU aufgrund des Proporzes alleine, Namen wurden jedoch schon genannt. Der Vertreter des Bund Naturschutz wollte manifestiert haben, dass nur heimische Fische und keine „exotischen Dinge“ angesiedelt werden, höchstens einige Flussdelphine, weil die so putzig wären. Der Obmann des Bauerverbandes sah seinen Berufstand mit einer existenzvernichtenden Entwicklung konfrontiert. Der See müsse ausschließlich mit kommerziellem Fischfang genutzt werden, eine andere Nutzung wäre ein Angriff auf den Bauerstand und würde umgehen mit einer Seeblockade der Jesuiteninsel beantwortet. Der Bürgermeister erinnerte an dieser Stelle daran, dass er immer mit offenen Karten und mit der größtmöglichen Beteiligung der Bürger gehandelt habe. Dies könne sein Geschäftsleiter bestätigen.

Diese Aussage nahm der umtriebige Sprecher der BI „Holzhaussiedlung gegen alles“ zum Anlass, darauf mit Nachdruck hinzuweisen, dass die Bürger im Süden schon die neue B 15 und die tiefstehende Abendsonne  hinnehmen müssen. Jetzt müsse man auch noch mit Tsunamis und schweren Seegewittern rechnen. Zudem wisse er aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, dass in der versunkenen Muna dann Plutonium verklappt würde. Umgehen wurde mit einer Unterschiftenliste begonnen. Aus dem Ausschuss „Kultur und dem ganzen Rest“ kam die Anregung die Hafeneinfahrt mit einer riesigen Gans, ähnlich dem Koloss von Rhodos oder dem Löwen in Lindau, zu versehen. Den Entwurf könnte ein Schierlinger Kunstprofessor erstellen, was auf erbitterte Ablehnung der konservativen Fraktion traf. „Niemand bekommt hier eine Arbeit, der bei Bürgerversammlungen eine eigene Meinung hat“, war der Konsens. Ein bissiger Vertreter des Hundevereins legte klar, dass bei Fuß eine Seehundeausbildungsabteilung gegründet wird. Die Feuerwehr beantragte umgehend einen Seenotrettungskreuzer und ein  Feuerschiff.

Die Rumpffraktion der SPD sah sich von der Entwicklung überrollt und wollte erst ein Mal einen Mitgliederentscheid durchführen. Der Vertreter der „Partei der Parteilosen -PöaPö-“ rief gereizt „welche Mitglieder denn“ dazwischen. Der Vorsitzende des Schulfördervereins sah die Chance, die Hauptschule nicht nur als Mittelschule sondern auch als FOS für „Nautische Navigation“ und Gesamthochschule für „Maritime Wissenschaften“ attraktiver zu machen. Dies bestätige ein weiteres Mal die Richtigkeit der bayerischen Schulpolitik. Die Besitzerin eines Vollmondwasserherstellungbetriebes will prüfen, ob diese Entwicklung ihrem Image schaden könne. Wenn ja, könne sich Port Schierling das Port in die Haare schmieren oder man verlege den Betrieb in einen Ort, der immer Vollmond habe. Der Heimatverein will recherchiert haben, dass in der oberen Au bereits die Römer gegen die Langobarden Seeschlachten geschlagen hätten. Man wolle umgehend einen historischen Verein zu diesem Thema gründen. Der Gesangsverein sah nun die Zeit für einen Shanty-Chor „die lustigen Argonauten“ gekommen.

Ein hiesiger Geschäftsmann hatte sofort die Vision eines exklusiven Motorbootrennclubs für Millionäre und Ex-Manager, also Opfer der Weltwirtschafskrise, mit Clubhaus in der Muna. Die Vertreter der BI und des Bund Naturschutz sagten spontan unisono „nur über meine Leiche“. Worauf der Geschäftsmann diese Auflage für machbar hielt.

Mehrheitlich wurde dann der Beschluss gefasst, den Vorschlag dem Gemeinderat zum Abnicken zuzuleiten. Im anschließenden Nachtarocken im Bräustüberl wurde noch heftig über Fischfangquoten gestritten und über den Standort einer Seeigelzuchtstation diskutiert.

Enzo der Spaziergänger

Enzo der Spaziergänger,

 

geht vom Bahnhof Eggmühl nach Schierling

 

Ich gehe los am Bahnhof, der keiner mehr ist, sondern sich nur noch Haltestelle nennen darf. Bald soll dann dort auch gar keine Deutsche Eisenbahn mehr halten, sondern so eine Hamburger Hochbahn oder so. Na, dass kann ja dann mit den Fahrplänen was werden.

Trotzdem, ein herrlicher Tag für einen „Walk“ zum Sinne baumeln lassen. Stärkung wäre doch gleich mal angesagt, nur wo kehr’ ich ein?  „Kirchenwirt“ gibt’s keinen mehr, der Wirt „zum  Löwen“ hat nicht auf und macht auch bald ganz zu. Was ist los mit unseren Wirten, zuviel selbstbewirtende Vereine, fast keiner hat mehr seine Vereinswirtschaft. Beim Prückl-Wirt in Zaitzkofen wär’s jetzt schön, zu weit abseits, oder bei der Angie in Alt-Eggmühl, a zu weit.  Also dann gleich mal beim großen Löwendenkmal vorbei mit einem herrlichen Blick ins Laabertal. Da war doch mal was, was die Leute bewegte dieses Denkmal zu errichten, Krieg, Tote Verwundete und unzählige traurige und unglückliche Kinderaugen, die Vater, Mutter oder sonst jemand Vertrauten verloren hatten, Und die Kinder heute, denken beim Anblick des Löwen wohl eher an Clarence von Daktary, als an die Greueltaten der Vergangenheit.. Also, dem Krieg ein Denkmal setzen? Nein, ist doch für die Opfer.

 

Lass mich nun doch lieber in’ s Heute schauen und den Weg zur Schnitzelmühl’ nehmen. Steht wohl auch schon so lang, wie als dass der alte Napoleon mal da war. Heute ein schönes Haus und wie es sich zu einer Mühle gehört, Wasser. Fast verschlafen kommt sie daher die Laaber und lässt mich erstmal ein kleines Stückchen neben ihr her gehen, damit ich gut diese große Straße hinter mir lassen kann. Ganz schön weite Auwiesen hier. Ob das alles mal ein riesiger See war? Logo, würde der Geologe sagen, sieht man doch gleich. Als Nicht-Geologe, sondern Spaziergänger schau ich dann doch lieber nach dem was fliegt,  hüpft, springt, Haken schlägt, vorbei flattert oder summt.

 

Schön, dass ich mir die Zeit nehme, wo doch nicht mal mehr Rentner und Hartz IV-Empfänger Zeit haben und ich komme mit meinem Pensum  auch schon fast nicht mehr durch. Ich zapple doch auch schon aus Überinteresse dauernd rum. Ist ja schon fast eine hyperkinetische Störung, Begleiterscheinung vom Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, wahrscheinlich Reizüberflutung, hängt vom Computer und vom vielen Fernsehen ab und dann nicht zu vergessen die ganzen „Events“ die unsere Marktgemeinde mit sich bringt. Kultur und vor allen Vereine, Vereine, Vereine jedem sein Sommerfest, seine Christbaumversteigerung, sein Gründungsfest, Gartenfest, Fahnenfest,

Fest, Fest und noch mal Fest und dann schauen’s dich an, wenn du nicht überall warst. Macht nix weil es war ja mal wieder was ganz Tolles in der Glotze und noch was und noch was, riesig wenn man da dann auch noch ein digitales Aufzeichnungsgerät hat, Platz für hundert Spielfilme oder Dokus.

 

Oh halt a mal, jetzt bin ich doch glatt schon an „Walken“stetten vorbei gelaufen und habe fast übersehen, dass wir hier eine wunderschöne Auenlandschaft haben. Ich kann den wunderschönen, nicht nachvollziehbaren Flugstil von Kiebitzen beobachten. Schön sind sie, so nahe, dass ich ihren grünvioletten Metallschimmer sehen kann. Die große Au liegt vor mir und da schimmert doch noch was südlich von mir, ganz riesig und spiegelnd, in der Abendsonne. Das weltberühmte idyllische Abendrotglühen eines Scherbenhaufens. Macht wahrscheinlich auch noch Lärm so ein großer Haufen; arme Anwohner. So, nun geht’s vorbei an Sport, Spiel, Freizeit und Jugendtreff, ganz nah verknüpft mit Seniorenruhe. Jetzt hat sie mich doch gleich wieder, die Zivilisation, nach so viel Aue. Da geh ich drauf zu, auf die Rückansicht unseres geschätzten Rathauses. Wo isse denn die gute Stube? Ganz schön viel Stein, wenig grün, da ist  jetzt nicht viel Lust zum Verweil’.  Aha, der kleine Brunnen ist’s. der auch nach mehr plätschert. „Steh ich hier so ganz allein an diesem Ort, war da nicht dereinst ein weiterer Brunnen, ist aber wieder fort“.

Jetzt hab’ ich mir aber schon was gegen den Durst verdient, denn Vorsprung zieht an und Leben findet Innen-Stadt – „Mega a Helles bittschön“.

Die neue Bayerische Mittelschule

Die neue Bayerische Mittelschule: Der Weg in die Zukunft?

 

16 Bundesländer, 16 Schulsysteme, vier oder sechs Jahre Grundschule, acht oder neun Jahre Gymnasium und die verschiedensten Schulsysteme.  In Deutschland steht das Bildungswesen unter der Kulturhoheit der Bundesländer. Sowohl die Bezeichnungen für einzelne Schultypen als auch deren Inhalte unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Nehmen wir einmal an, eine Familie mit schulpflichtigen Kindern trage sich mit dem Gedanken in ein anderes Bundesland umzuziehen – da freut sich doch das Elternherz über das föderale Bildungssystem.

 

In Bayern mussten in den letzten Jahren 500 Hauptschulen schließen. Die Landesregierung will der Schwindsucht seiner verbleibenden rund 900 Hauptschulen nun begegnen, indem sie sie zu Mittelschulen aufwertet. Wenn die Mittelschule ab dem Jahr 2010 eingeführt wird, gibt es in Bayern de jure sieben verschiedene Schulformen unterhalb des Gymnasiums. Die Hauptschule und die Hauptschule mit P-Klassen; die Verbund-Mittelschule und die Mittelschule; die Realschule und die Wirtschaftsschule sowie die Sonderschule.

 

Ziel des Kultusministers ist es, künftig die Hauptschulen flächendeckend einzeln oder in Schulverbünden zu Mittelschulen weiterzuentwickeln. Diese sollen den Schülern eine breite Palette pädagogischer Elemente in ihrem Bildungsangebot garantieren. Das Gütesiegel „Mittelschule“ erhält eine Hauptschule, wenn sie bestimmte Kriterien aufweisen kann. Erfüllen die Hauptschulen die Kriterien, dann heißen sie ab 2010 Mittelschulen – und vergeben zusätzlich einen neuen mittleren Schulabschluss.

 

Die Reform wird von den Lehrerverbänden heftig kritisiert, bisher habe kein Reformversuch dazu geführt, den dramatischen Schülerschwund und das massenhafte Schulsterben bayerischer Hauptschulen zu verhindern. Der Kabinettsbeschluss zur „Mittelschule“ ist aus Sicht des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) ein problematischer Versuch, die Hauptschule attraktiver zu machen. Es wird wertvolle Zeit vergeudet, bis durch eine tiefgreifende Reform des bestehenden Schulsystems mit all seinen Widersprüchlichkeiten endlich eine zukunftsfähige Entwicklung der Bildungslandschaft in Bayern eingeleitet werden kann. Die Schullandschaft wird mit der Mittelschule lediglich um einen neuen Schultyp reicher. Damit wird auch die Aufsplitterung der Schüler noch extremer. Der BLLV ist der tiefen Überzeugung, dass mit einer weiteren Differenzierung der Hauptschule die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht bewältigt werden können. Dringend erforderlich wären integrative Modelle.

 

Seit langem fordert auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein Ende der Zuordnung von zehnjährigen Kindern an unterschiedliche Schularten und kritisiert den ausufernden Föderalismus im deutschen Schul- und Bildungswesen. Sechzehn zum Teil völlig verschiedene Schulsysteme, über die nicht einmal Spezialisten einen Überblick haben können, stiften Verwirrung, kosten unglaublich viel Geld und nutzen keinem Menschen.

 

Gemäß einer repräsentative Umfrage von Forsa fordern 91 % der befragten Eltern eine bundesweite Vereinheitlichung des Schulsystems und zwei Drittel eine längere gemeinsame Schulzeit. Fast 70 % der Befragten finden das Schulsystem veraltet und über die Hälfte würde ihr Kind auf eine Privatschule schicken, wenn sie es sich leisten könnten. Gele Neubäcker, Vorsitzende der GEW Bayern: „Wenn so viele Eltern das Vertrauen in die öffentlichen Schulen verloren haben, kommt das einer Bankrotterklärung des deutschen Schulwesens gleich. Wir fordern Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker aller Bundesländer und aller demokratischen Parteien auf, umgehend zu reagieren und gemeinsam eine Schulreform auf den Weg zu bringen, die ihren Namen auch verdient: Eine gute Schule für alle Kinder und Jugendlichen! Eine solche Schule verzichtet auf das permanente Auslesen und Zuweisen – zugunsten einer individuellen Förderung aller Kinder und Jugendlichen. Wissenschaftliche Begründungen für eine solche Schule und Beispiele aus anderen Ländern gibt es in Hülle und Fülle.“

 

Kritik an den Schulsystemen ist wohl so alt wie diese selbst, bereits Seneca -ein römischer Philosoph und als Stoiker einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit, übte durch seinen berühmten Ausspruch „Non vitae, sed scholae discimus“ Kritik am damaligen Schulsystem, das seiner Meinung nach nicht die Interessen der Schüler, sondern die des etablierten Systems berücksichtigte. Wie die Zeiten sich doch gleichen.

Sanierung des ältesten Schulhauses in Deutschland

Sanierung des ältesten Schulhauses in Deutschland

Ob es nun tatsächlich das älteste Schulhaus in Deutschland ist, bleibt umstritten. Gleich mehrere Orte streiten sich um diesen Titel. Fest steht, es ist alt sogar sehr alt. Und es zerfällt. Die Gemeindeoberen wollen es gerne renovieren und sehen im Rahmen der Bund-Länder-Städtebauförderung eine Möglichkeit dies kostengünstig durchzuführen.

Es wurde eine lange Aussprache am 26. Januar im Rathaus und alle möglichen und unmöglichen Argumente wurden vorgebracht. Am Ende wurde die Sanierung des Schulhauses mehrheitlich beschlossen. Auch wir haben zugestimmt. Letztendlich gab das den Ausschlag, das immer zwingend ist: das Geld. Die jetzige Förderung des Vorhabens liegt bei etwa 80 %. Der Anteil der Gemeinde zur Sanierung mit rund 100.000 € ist wohl niedriger als eine reines Einmotten des Gebäudes. Allein das Herstellen einer Verkehrssicherheit des Objektes dürfte mehr als die 100.000 € kosten. Bei einer Vertagung des Problems -bis die Gemeinde wieder mehr Geld hat- würden wohl die Zuschüsse verloren gehen. Billiger wie jetzt ist eine Sanierung nicht zu machen. Der Vorwurf des Verschwendens der Steuergelder, den die Freien Wähler erheben, trifft genau hier nicht zu. Jede andere Lösung wäre für die Gemeinde teurer. Es war eine gute Gelegenheit ein erhaltenswertes historisches Gebäude der Nachwelt zu sichern und für vernünftige Nutzungen zur Verfügung zu stellen. Allerdings kam die Diskussion zur Unzeit. Die Gemeinde hat gerade jetzt wegen fehlender Gewerbesteuer kein Geld für repräsentative, historische Vorzeigegebäude. Und auch erfreulich sprudelnde Zuschüsse sind letztendlich Steuergelder, die zum Beispiel in der katastrophalen bayerischen Bildungspolitik besser angebracht wären. Wichtig ist jetzt, dass eine Renovierung energetisch sinnvoll durchgeführt wird und dass eine Nutzung allen Gruppierungen offen steht.

 

15 Jahre nach der Zukunftskonferenz

15 Jahre nach der Zukunftskonferenz (Satire)

Wir schreiben das Jahr 2025, genau 15 Jahre nach der fulminanten ‚Zukunftskonferenz’. Der Bürgermeister ist noch im Dornröschenschlaf, den ihm vor 15 Jahren eine niederbayrische Image-Beratungsagentur empfohlen hat. Das mit den zwischendurch angefallenen Kommunalwahlen war kein Problem. In Schierling wird sowieso immer der Kandidat der CSU gewählt.

Ich fahre also auf meinem Rad’l ins Schierlinger Zentrum. Endlich können Radfahrer sich hier ungefährdet fortbewegen. Eine Forderung die Splitterparteien schon vor zig Jahren stellten wurde endlich wahr. Es gibt ausgewiesene Radwege und kaum Verkehr. Nur die Anwohner und der Öko-Strombetriebenen Bürgerbus sind hier unterwegs. Der bringt uns übrigens auch Ruckzuck über die B15 neu nach Regensburg. Z.B. in 20 Minuten zum Uniklinikum. . 

Vor der alten Brauerei halte ich an. Dieses imposante Gebäude, welches seit über einem Jahrhundert das Ortsbild prägt. Zum Glück fiel es nicht dem Parkplatzwahn zum Opfer, sondern konnte einer sinnvollen  Nutzung zugeführt werden. Es ist jetzt eine Kulturstätte, Übungsräume, Bibliothek, Heimatmuseum. In der Kunstausstellung betrachte ich Bilder von  van Gohl oder so ähnlich. Der Künstler selbst sitzt grad im Cafe Napoli und trinkt Weißbier, gebraut in China. Unseren Brauereien hat 2018 die EU den Garaus gemacht. Einige gibt’s noch, aber es wird kein Bier mehr gebraut. Es sind Brau-Welten, um den späteren Generationen zu hinterlassen wie es mal war – das Bierbrauen

Ich radle zum Hundsmarkt hinter. Vorm ältesten Schulhaus Deutschlands fotografieren gerade ein paar japanische Touristen. Drinnen findet historischer Unterricht statt. Ein Japaner schüttelt den Kopf, er glaubt jetzt zu wissen warum Deutschland bei PISA immer letzter ist. Er hätte auch hineingehen können, ins Schulhaus. Japaner sind kleiner, der stößt sich nicht am Türrahmen. 

Unten neben dem energetisch auf höchstem Standard renovierten Rathaus sind die Jungs von der inzwischen vollkommen überalteten Bürgerliste grad dabei eine Bühne für das erstmals 2008 veranstaltete ‚Rock zieht an’-Festival aufzubauen. In dem Alter wo einem Rücken und Ischias plagen kein leichtes Unterfangen mehr. Es werden hunderte Besucher aus dem benachbarten Pflegeheim erwartet. Aber auch diesmal können sie sich keine teure Band leisten. ‚Wollen wir auch gar nicht’ behauptet der Vorsitzende Walter P. ‚wir werfen kein Geld für irgendwelche teuren Bands aus dem Fenster. Auch wenn es dafür Zuschüsse gäbe.

Letztendlich sind das auch Steuergelder. Wir wollen Schierlinger Bands eine Plattform bieten.    

Das Rathaus und alle anderen öffentlichen Gebäude werden inzwischen übrigens von einem Biomasseheizkraftwerk versorgt. Dieses betreiben die Landwirte.

Vorbei am Schierlinger Schloss, welches letztes Jahr eine neue Plane bekam, mache ich mich  am, aus seinem Betonkorsett befreiten,  Allersdorfer Bach entlang auf in  Richtung Muna-Land. Auf dem Weg dorthin treffe ich die Mitglieder einer Bürgerinitiative. Sie ketten sich gerade am Gleis fest. Sie befürchten eine Zunahme des Verkehrs durch die Muna-Land.Besucher. Kurz darauf kommt mir ein Kampfmittelräumkommando entgegen. Beim Erstellen für das Fundament der Abschussrampe des Muna-Space-Shuttle wurden Gelb-Kreuz-Ampullen gefunden. Auf meinem i-POD lade ich mir schnell Schierling-TV: ‚alles Kleinigkeiten die man aus dem weg räumen kann’, heißt es. ‚Es ist keine Rückabwicklung seitens des Investors geplant’. Ich bin beruhigt und radle zum Napoli. Da sitzt immer noch der Prof aus A.  mit seinem Weißbier aus China….

 

Errichtung von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern

Durch die Gründung des Kommunalunternehmens besteht die Möglichkeit, dass der Markt als Unternehmer auftreten kann. Wegen der anhaltenden Finanzkrise der Kommune müssen Maßnahmen ergriffen werden, die dem Trend entgegen wirken. So bietet gerade die Erzeugung erneuerbarer Energien die Möglichkeit, die Kurve zu glätten. Die Bürgerliste beantragt, weitere kommunale Dächer – neben dem Kläranlagengebäude – mit einer Photovoltaikanlage auszustatten. Folgende Gebäude sollten in Erwägung gezogen werden: 

  • Schule Schierling
  • Mehrzweckhalle
  • Feuerwehrhaus (Eggmühl)

 Die Finanzierung kann über eine Bürgerbeteiligung, gemäß dem Modell, das bei der Bürgersolaranlage „Kläranlage“ Anwendung gefunden hat, geregelt werden. Der Höchstsatz der privaten Einlagen soll begrenzt werden. Bei nicht ausreichender Beteiligung der Bürgerschaft soll der Fehlbetrag durch die Kommune getätigt werden. Wir beantragen, die Investitionen im Haushaltsjahr 2010 zu berücksichtigen.

Sanierung des alten Schulhauses

Sanierung des ältesten Schulhauses in Deutschland

Ob es nun tatsächlich das älteste Schulhaus in Deutschland ist, bleibt umstritten. Gleich mehrere Orte streiten sich um diesen Titel. Fest steht, es ist alt sogar sehr alt. U nd es zerfällt. Die Gemeindeoberen wollen es gerne renovieren und sehen im Rahmen der Bund-Länder-Städtebauförderung eine Möglichkeit dies kostengünstig durchzuführen.

Am 26. Januar soll in der Gemeinderatssitzung entschieden werden ob saniert wird oder nicht. Die „optimierten“ Gesamtkosten beziffert die Verwaltung mit 827.000 €. Nach Abzug der Zuschüsse in Höhe von 703.500 € bleiben 124.000 € als Anteil der Gemeinde, wovon schon 24.000 € ausgegeben wurden. Hinzu kommen nach Rechnung der Gemeinde noch ca. 108.000 € für die Sanierung der Straße „Hundsmarkt“. Gesamtkosten hier: 208.000 €

Der Bürgermeister und die CSU argumentieren, dass dieses alte historische Gebäude unbedingt erhalten bleiben muss. Auch in Hinblick auf den zur Zeit wieder aktuellen Tourismus. Die Fördermittel seien recht hoch und eine Nutzung habe man mit dem Verein für Heimatpflege auch. Zugegeben, die Förderung ist sehr hoch und der Anteil der Gemeinde wäre normalerweise zu schultern. Aber genau da liegt das Problem. Etwa 200.000 € müssen auf jeden Fall aufgebracht werden. Die Gemeindekasse ist jedoch wegen der Gewerbesteuerausfälle leer. Brauchen wir das Geld nicht irgendwo dringender? Die Bürgerlistenfraktion hat klar gemacht, dass eine Renovierung des alten Schulhauses wünschenswert ist -wenn genug Geld da ist-. Wieviel Geld jedoch zur Zeit da ist, lässt sich nicht sagen, da der Haushalt 2010 noch nicht erstellt ist. Es ist jedoch zu vermuten, dass eben kein Geld für die Sanierung übrig bleibt. Es ist deshalb sinnvoll zuerst einen Kassensturz zu machen und anschließend zu entscheiden. Die Frage ob uns Fördergelder verloren gehen  wenn wir dieses Jahr nicht bauen, ist jedoch auch zu stellen. In diesem Fall muss abgewogen werden was sinnvoller ist. Wenn die Gemeinde keine Förderung in dieser Höhe mehr erhält, wird der Anteil der Gemeinde kaum mehr zu leisten sein und das Schulhaus wird nie saniert. Es bleibt dann zu befürchten, dass die Beseitigung des Schulhauses oder die Aufrechterhaltung der Verkehrspflicht genauso hoch kommt wie der Eigenanteil der Sanierung. Allein die Renovierung der Treppe dürfte um die 50.000 € betragen. Demgegenüber stehen die Kosten der künftigen Unterhaltung des Gebäudes. 

 

 

 

Ergebnis der Sitzung

Es wurde eine lange Aussprache und alle möglichen Argumente wurden vorgebracht. Am Ende wurde die Sanierung des Schulhauses mehrheitlich beschlossen. Auch wir haben zugestimmt. Letztendlich gab das den Ausschlag, das immmer zwingend ist: das Geld. Die jetzige Förderung des Vorhabens liegt bei etwa 80 %. Der Anteil der Gemeinde zur Sanierung mit rund 100.000 € ist wohl niedriger als eine reine Einmottung des Gebäudes. Allein das Herstellen einer Verkerssicherheit des Objektes dürfte mehr als die 100.000 € kosten.

Bei einer Vertagung des Problemes -bis die Gemeinde wieder mehr Geld- hat würden wohl die Zuschüsse weitgehends verloren gehen. Also billiger wie jetzt ist eine Sanierung nicht zu machen. Der Vorwurf des Verschwendens der Steuergelder, den die Freien Wähler erheben, trifft genau hier nicht zu. Jede ander Lösung wäre für die Gemeinde teuerer. Es war eine gute Gelegnheit ein erhaltenswertes historisches Gebäude der Nachwelt zu sichern und für vernünftige Nutzungen zur Verfügung zu stellen.  

 

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