Die Zukunft des ehemaligen Munitionsdepot Schierling
Die Zukunft des ehemaligen Munitionsdepot Schierling
Ein explosives Thema oder die Entschleunigung des Überstürzten
Mit der veränderten strategischen aber vor allem der taktischen militärischen Situation in Mitteleuropa nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes war es abzusehen, dass sich die Organisation der Bundeswehr ändern wird. Nachdem uns mit der Berliner Mauer auch der Feind abhanden gekommen war, bestand keine Notwendigkeit mehr pralle Munitionsdepots zu unterhalten. Als der SPD-Verteidigungsminister Peter Struck die Heimat sogar am Hindukusch zu verteidigen begann, wurde ein 5.000 km entferntes Munitionsdepot vollends überflüssig. Die Schließung der MUNA war also vorauszusehen. Es wunderte deshalb auch Niemanden als die Truppe abzog und das Areal zum Verkauf angeboten wurde.
Und somit begann die Goldgräberstimmung. Sowohl die beteiligten Gemeinden Langquaid und der Markt Schierling wie findige Investoren witterten große Möglichkeiten der Entwicklung und das Sprudeln der Gewerbesteuer und des Profits. Das Tempo, dass das Rathaus in Schierling vorlegte war rasant. Das von Langquaid, das nur ein Drittel der Fläche, noch dazu den langweiligeren Teil des Geländes hat, war eher verhalten. Nutzbar als Gewerbegebiet ist vorzugsweise der Schierlinger Teil, schon wegen der besseren Anbindung an die Infrastruktur. Die Interessen Langquaids sind verständlicherweise nicht so gelagert, dem Konkurrenten Schierling einen Standortvorteil zu beschaffen.
Auf die Offerte der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz BIMA, fanden sich schnell Interessenten mit den unterschiedlichsten Nutzungskonzepten. Von einer normalen Gewerbeansiedlung mit Produktions-, Verwaltungs- und Geschäftsbauten, Nutzung als Rhododendronplantage, Nutzung als Forstbetrieb bis zum unverschämten Vorschlag, dort eine private Rennbahn für Millionäre zu bauen, reichten die Ideen. Die Meinung der Bürgerliste war anfänglich die, das Gelände zu belassen wie es ist. „Die MUNA absperren und den Schlüssel wegschmeißen“, war unser Rat. In gemeinsamen Bemühen eine einheitliche Bauleitplanung für die MUNA zu basteln, wurde mit Langquaid in mehreren Veranstaltungen eine allgemein akzeptable Lösung der Nachnutzung gesucht. Was gründlichst misslang. Zum Einen einigte man sich nicht auf einen gemeinsamen Investor, obwohl man in mehreren quälenden Sitzungen sich die Konzepte der Bewerber erdulden mußte, zum Anderen gab und gibt es verschiedene Geschwindigkeiten der Rathäuser. Ginge es nach dem Schierlinger Bürgermeister würde dessen Favorit, der Investor Aumer dort schon bauen, obwohl der Marktrat sich noch nicht entschieden hat. Es gibt hier aber lediglich einen Beschluss mit Aumer zu verhandeln. Ginge es nach Langquaid würde alles solang hinausgezögert, bis über dem Gelände eine undurchdringliche Dornröschenhecke gewachsen ist. Auch wurden angeblich schon „Schwarze Störche“ oder andere seltene Vögel in der MUNA gesichtet, die eine Bebauung ohnehin erschweren oder unmöglich machen würden. Hoffentlich entdeckt nicht noch jemand einen Brachialis-Saurir. Demgegenüber steht die Ungeduld von Bürgermeister Kiendl, der sich Gedanken über das Kapital des Bundes Sorgen macht, dass da ungenutzt rumliegt. Ich mach mir lieber Sorgen um unser Gemeindekapital, das ungenutzt in unseren Gewerbegebieten rumliegt.
Eine negative Beschleunigung kann in die ganze Entwicklung als jemand auf den Gedanken kam, in einem Munitionsdepot nach Altlasten zu suchen. Welch außergewöhnliche Idee! Nun wird gesucht, vordringlich an „hot spots“, was das auch immer bedeutet. Hot Spots kennt man in der Geologie als superkritische Vulkane, die eine globale Katastrophe auslösen können. Ich gehe davon aus, dass das in der MUNA nicht unbedingt der Fall ist. Durch die noch nicht abgeschlossene Suche dürfte in dieser Wahlperiode nichts mehr passieren. Hat man 2009 den Eindruck vermittelt bekommen, es sei nur noch eine Frage von Monaten, bis die Bagger anrücken und die Gewerbesteuer sprudelt, so stellt man jetzt fest, dass die Intention schneller war als die Realität. Der Wunsch ist bekanntlich der Vater des Gedankens. Die Euphorie der Verwaltung stand im krassen Widerspruch zu den Kritikern, allen voran die BfL, den selbsternannten „Bürgern für ein Liebenswertes Schierling“. Diese mischen gerne berechtigte Bedenken mit infernalen Szenarien. Und schon drohte wieder ein Bürgerbegehren.
Jedes einzelne Konzept für die Nutzung hat Befürworter aber auch Gegner. Eine klare Tendenz für einen Favoriten zeichnete sich interfraktionell nicht wirklich ab. Die Bürgerliste bevorzugt eine möglichst naturbelassene Nutzung der hauptsächlich bewaldeten MUNA. Es stellt sich jedoch grundsätzlich die Frage: brauchen wir denn schon wieder ein Gewerbegebiet? Mit den neuen Gewerbegebieten Birlbaum I, II und III sowie der Esperau hat Schierling ohnehin seine Aufgaben der Gewerbeflächen übererfüllt. Die MUNA ist zwar nicht das Erholungsgebiet oder ein außergewöhnlich wertvolles Naturjuwel, wie manche uns glauben lassen wollen, jedoch durchaus erhaltenswert. Wobei auch eine nachhaltige Waldwirtschaft möglich sein sollte.
Ich persönlich halte es wie der Mathematiker und gelegentliche Philosoph Georg Christoph Lichtenberg, der zur Überzeugung kam, dass Dinge, die nicht relevant sind oder die es gar nicht gibt, auch keiner Überlegungen bedürfen. Wir sind mit der MUNA soweit wie am Anfang und ich mache mir erst wieder Gedanken wenn es im Gemeinderat erneut ein Thema wird. Sollte nicht vorher ein Hotspot ausbrechen.
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